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Sonntag
18.05.2008

Einen Tag nach der Prominenz feierte am Samstag auch das Rudel von Löwen-König Michael Ringier im KKL Luzern die 175 Jahre seines Verlagshauses. «Tenü festlich», hiess es in der Einladung. Doch unter den 3 500 feiernden Mitarbeitern und Pensionierten von Ringier Schweiz waren einige gar arbeitstenümässig gekleidete auszumachen. Ob Wind- und Lederjacken, abgetragene Klamotten oder einer sogar mit Krawatte über Sakko und nacktem Oberkörper - die Ringier-Familie präsentierte sich wie ein riesiges Patchwork.

Der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Gar grosszügig wurde Speis und Trank kredenzt, wurden Apéro-Häppchen sowie eine grosse Auswahl warmer Speisen gereicht, dazu ein Dessert-Buffet auf den Schiffen der Vierwaldstättersee-Dampferflotte inklusive Rundfahrt durch das Luzerner Seebecken. Einziger Wermutstropfen hier: der strömende Regen. Zwischen Nachtessen und Dessert dann die Ringier-Show im KKL, die wegen der vielen Gäste in zwei Etappen durchgeführt werden musste.

Die musikalischen Darbietungen vom Feinsten: ein waschechter Grammy-Gewinner, Harfenist Andreas Vollenweider mit Trommelgruppe und Schlagzeuger Walter Keiser, eine chinesische Lautenvirtuosin, begleitet vom Jugend-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Kai Brumann, Emotion pur, ebenso wie Johannes Brahms` Ungarische Tänze im perfekten KKL-Wohlklang, lüpfig-spritzig gegeben. Auf die noch am Vortag gemischt aufgenommene Auftragskomposition wurde wohlweislich verzichtet.

Auf dem riesigen weissen Sofa neben den Ringier-Besitzern Michael und seinen Schwestern Annette und Evelyn Lingg-Ringier CEO Martin Werfeli. Zu ihnen gesellten sich nach und nach andere Herrschaften, interviewt von «Cash-TV»-Moderatorin Catherine Deuber. In seiner launigen Rede hatte sich Michael Ringier quasi als König der Löwen apostrophiert und einige seiner engsten Mitarbeiter charakterisiert, von Martin dem Chrampfer, Alexander dem Analytiker bis zu Frank (A. Meyer) dem Wortgewaltigen. Letzterer freilich ward nicht gesehen an diesem Abend. Vielleicht wollte er so allfälligen unangenehmen Fragen nach seiner überzeichneten Selbstdarstellung im letzten «SonntagsBlick»-Magazin mit einem mehrseitigen Bericht aus seiner Berliner Villa aus dem Weg gehen.

Komiker Claudio Zuccholini sorgte mit seiner genialen Einlage mit träfen Pointen und Verballhornungen, die witzigste auf «Portugiesisch», für die meisten Lacher. Wetterfrosch Jörg Kachelmann stand dem Bündner Spassmacher nicht hintenan. Schlagfertig machte er aus den Geschichten von Michael Ringier und dem Ex-Werber und Ex-«Blick»-Chefredaktoren Walter Bosch über ihn aus den Anfängen von Ringier-TV mit «Züri-Vision» in den 80er-Jahren eine echte Cabaret-Nummer. Dabei machte sich Michael Ringier auch über seinen Freund Roger («Ich has erfunden») Schawinski lustig. Weniger schlagfertig André Häfliger, Ex-Chefreporter und Ex-People-Journalist des «Blicks», nach eher unrühmlichem Ringier-Abgang jetzt in derselben Funktion bei der «Neuen Luzerner Zeitung». Kein Wunder: Häfliger sprang kurzfristig für den ursprünglich vorgesehenen «Blick»-Kolumnisten, Olympiasieger und Weltmeister Bernhard Russi ein, der wegen des überraschenden Todes seiner Bruders Pius Forfait geben musste. Der arme Häfliger wirkte ein bisschen überfordert.

Gesprächsthema im Löwen-Rudel nach der KKL-Show: die zu lang geratene Rede von CEO Martin Werfeli. Drei Viertel davon hätte er sich sparen können, weil er nur das aufzählte, weshalb man ja eigentlich hier war: die faszinierende Geschichte des Hauses Ringier. Wirklich interessant die zwei Themen, die neu sein werden im Hause Ringier: das Nachwuchs-Förderungsprojekt «Ringier Academy», die Plattform, über welche die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden in allen Ringier-Ländern gefördert werden soll, unter der Leitung des Fest-Organisators und Ex-Tagesschau-Chefredaktors Rolf Probala. Und natürlich der Ausbau der Neuen Medien, genannt MediaLab, ein gruppenweites Kompetenzzentrum für digitale Medien.