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Mittwoch
14.03.2012

Warum ist die Schweiz nicht in der Europäischen Union? Warum betrachten viele Eidgenossen ihr Land als «Sonderfall»? Wie funktioniert eigentlich gelebte direkte Demokratie? Wie wurde die kleine Schweiz zum «Land, wo die Millionen blühn»? Und warum sind die Deutschen in der Deutschschweiz so unbeliebt?

Fragen, die der Doppelbürger Hans-Peter von Peschke (61), Historiker und Publizist, langjähriger Journalist beim Deutschschweizer Radio und Korrespondent aus der Schweiz, in zahlreichen ausführlichen Sendungen beantwortet hat. Seine Reportagen und Beobachtungen erscheinen nun als Buch: «Das Land, wo die Millionen blühn». Am Dienstag fand im Radiostudio Bern die Vernissage statt, an dem unter anderen Joahnnes Grotzky (Radiodirektor des Bayrischen Rundfunks) teilgenommen hat.

Seit 2010 ist Hans-Peter von Peschke deutsch-schweizerischer Doppelbürger. Vor allem aber ist er Radiojournalist. Zuerst hat er die Schweiz für deutsche Sender beobachtet; seit 1985 hat er für Radio DRS gearbeitet und ist mehrfach ausgezeichnet worden. In all den Jahren habe er eigentlich fast nie die Besonderheiten und Unterschiede der Deutschen und der Schweizer thematisiert. Das sei erst jetzt beim Schreiben des Buches aufgebrochen, erklärte der verheiratete Autor. Er sei konfliktscheu und harmoniesüchtig gewesen und habe wie Carl Valentin gehandelt, von dem folgende Aussage überliefert ist: «Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut.»

Dafür steht nun alles im Buch, das in einer Buchreihe des Bayerischen Rundfunks erschienen ist. Durch die Vernissage führte Radiokollege Roland Jeanneret, der dem Klein Report verriet, was ihm am Buch besonders gefallen hat: «Interessant ist, wie er den Deutschen erklärt, warum sie hier nicht ankommen. Dass die Schweiz ziemlich anders ist, als sie meinen», sagte Jeanneret. «Wir haben andere Begriffe, eine andere Sprache. Die Deutschen gehen miteinander rauer um. In der Schweiz ist man herzlicher. Das Buch hat eine sanfte Annäherung, um gewisse Unterschiede zu verstehen», erklärte er. Es würde jedem gut tun, die Schweizer Geschichte über das Buch aufzuarbeiten.

Hans-Peter von Peschke bestätigte, dass die Deutschen ein bestimmtes Bild der Schweiz haben: «Wir haben ein Bild vom Heidiland, wo es schön ist und keine Konflikte gibt, wo die Leute fürchterlich reich sind. Als Tourist wird man hofiert», sagte er. Dabei gäbe es wirklich eine andere Kultur. Wie geht man aufeinander zu, wie löst man Probleme? «In Deutschland wurde ich schneller und direkter kritisiert. In der Schweiz versucht man das Problem vor einer Sitzung zu lösen», erklärte Peschke am Montag in einem Radiointerview.

Auch der Politiker Rudolf Strahm lobte den Autor, dem es bei den Radiosendungen immer gelungen sei, Bilder in Worte zu fassen. Strahm sagte zum Klein Report: «Es tut uns gut, als Schweizer bestätigt zu werden. Die Schweiz braucht ab und zu eine kritische Sicht, damit wir uns nicht in der Illusion wiegen, wir seien die beste Nation der Welt», so Strahm.