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Dienstag
02.10.2007

In drei Wochen sind in der Schweiz Parlamentswahlen, aber während 53 Prozent der Bevölkerung laut Umfragen daran teilnehmen wollen, sind nur 32 Prozent der 18- bis 29-Jährigen daran interessiert, sagte Lukas Golder, Politologe und Projektdirektor des Forschungsinstituts GFS in Bern gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Jetzt solls das Internet richten, in dem die Parteistrategen «die Sprache der Jugend» erkannt haben.

Rockmusik, eine Schweizer Fahne, in orange-blaue Trikots gekleidete Politiker, die schwitzend einem Fussball nachjagen: Das sind Szenen aus dem neusten Videoclip der CVP auf der Internetseite der Partei. «Wir wollen unsere Wählerbasis vergrössern, und das Internet ist das beste Mittel, um dies zu bewerkstelligen», sagt dazu Alexandra Perina-Werz, Pressesprecherin der Partei. «Wenn man von der Jugend verstanden werden will, muss man ihre Sprache sprechen. Und ihre Sprache ist das Internet», findet auch Simon Hofstetter, Generalsekretär der Jungfreisinnigen. Der Berner SVP-Grossrat Thomas Fuchs denkt ähnlich: «Die Videos auf unserer Internetseite sind bei jungen Menschen sehr beliebt.» Auch bei der SP setzt man auf das Internet und bietet im Netz unter anderem zwei Blogs an.

Doch Golder warnt davor, das Internet als Wundermittel zu sehen, das junge Menschen stärker für die Politik interessieren wird. Das Internet könne Junge auf die Kampagne einstimmen, findet er. Doch im Vergleich mit der Wirkung von Fernsehen, Plakaten und vor allem der Gratiszeitungen bleibe der Einfluss des Internets klein. «Nur 10 Prozent der Bevölkerung informiert sich im Netz, während 50 Prozent dafür die Presse benutzen», sagt Golder. Auch der Politologe Hanspeter Kriesi ist skeptisch: Für ihn hängt die Wahlbeteiligung der Jungen stark davon ab, was auf dem Spiel steht. Und da am 21. Oktober nicht die Regierung gewählt werde, «erkennen sie die Bedeutung nicht». Welcher Kommunikationskanal benutzt wird, spielt in seinen Augen deshalb keine grosse Rolle. Es gebe keine Wunder, sagen die beiden Experten: Um die Wahlbeteiligung junger Menschen zu verbessern, müsse man sie während der Schulzeit auf die Politik vorbereiten.