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Donnerstag
26.01.2006

«Wir müssen lernen, die aktuelle Situation nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Chance», betonte Dirk Neubauer von der Evolver Media GmbH & Co. KG, Chemnitz, am Donnerstag an einer Informationsveranstaltung des Medieninstituts in Zürich. An dem Anlass ging es um die Frage, wie die Verlage auf die teilweise dramatische Abwanderung der Rubrikeninserate (vor allem Immobilien, Fahrzeuge und Stellen) ins Internet reagieren sollen. Zwar sei die Entwicklung im Gang, sagte Tagungsleiter Norbert Neininger («Schaffhauser Zeitung») zur Begrüssung, aber immerhin verlaufe sie weniger rasch und vollständig, als manchmal befürchtet werde. Ihr stark beachtetes Einführungreferat zum Thema liess die deutsche Spezialistin Katja Riefler (RI Solutions, München) mit einem Zitat von Charles Darwin ausklingen: «Nicht die stärksten oder intelligentesten Lebewesen überleben, sondern jene, die sich am besten an eine veränderte Umgebung anpassen können.»

Zu Beginn des Tages gab Katja Riefler eine Übersicht über den aktuellen Stand, wobei sie vor allem die amerikanische Seite http://www.craigslist.com als äusserst erfolgreiches Beispiel nannte. Hier muss man lediglich für Stelleninserate 75 Dollar (San Francisco) beziehungsweise 25 Dollar (New York und Los Angeles) bezahlen, während alle anderen Anzeigen gratis sind. Trotzdem - oder vielmehr gerade darum - generiert das Portal so viele Besucherinnen und Besucher, dass die 18 Angestellten einen jährlichen Umsatz von 25 Mio. Dollar erarbeiten. Heimlicher Riese im Hintergrund der verschiedenen Nachahmer-Seiten sei Ebay, gab die Referentin weiter bekannt. Als Schweizer Beispiel nannte sie das von der Tamedia im vergangenen Oktober gestartete Portal http://www.piazza.ch

Angesichts dieser Veränderungen müsse es für die Verleger klar sein, dass nichts tun nicht möglich sei, warnte Katja Riefler. Noch seien die Schweizer Verleger in einer vergleichsweise privilegierten Situation, indem sie ihre Inserate noch verkaufen können. Anderswo sei dieser Zug aber bereits abgefahren. Rieflers Empfehlung für ratlose Verleger: «Experimentieren, wo es nichts zu verlieren gibt.» Dabei gelte vor allem die Maxime, dass man herausragenden Kundenservice bieten müsse. - Mehr dazu: Wie der «Südkurier» Print-Inserate im Internet holt