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Donnerstag
05.01.2006

Als «Ostschweizer Phänomen» hat Geschäftsführer Urs Geissmann vom Schweizer Städteverband den Umstand bezeichnet, dass verschiedene Gemeinden der Kantone Thurgau und St. Gallen in den vergangenen Jahren verschiedentlich Exekutivmitglieder für ihre Behörden im Internet gesucht und gefunden haben. Zwar funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den «Internet-Präsidenten» und den übrigen Mandatsträgern nicht immer reibungslos, aber das dürfte auch bei anderswie gefundenen Behördenmitgliedern vorkommen. So musste Arbon am Bodensee eine Neuwahl ausschreiben, weil die im Internet gefundene Frau Stadtammann sich mit der Exekutive nicht vertrug. Umgekehrt hatte die Gemeinde Widnau SG bereits 1998 eine Gemeindepräsidentin online gefunden, mit der sie seither zufrieden ist. Gleiches gilt auch für Bad Ragaz SG, Münchwilen TG und Sirnach TG. Und Amriswil TG hat einen Schulpräsidenten auf diesem Weg gefunden.

Über die Gründe für dieses Phänomen lässt sich nur spekulieren. Sigisbert Lutz vom Schweizer Gemeindeverband vermutet, der Grund liege darin, dass es in St. Gallen und Thurgau mehr Gemeinden mit vollamtlichen Präsidien gebe als anderswo. Zudem habe man anderswo keine Mühe, Interessentinnen und Interessenten für solche Aufgaben zu finden. Urs Geissmann meint, auf diese Art könne man «Städtemanager» finden. Doch sobald die Gemeinde repräsentiert werden müsse, werde es schwierig: Entweder es gelinge dem «Import», sich «blitzschnell einzuarbeiten und Kontakte aufzubauen», oder die Gefahr des Scheiterns sei gross.