Der vergangenen Donnerstag tödlich verunglückte Victor Kocher trat im November 1983 in die Auslandredaktion der NZZ ein. Zuvor hat er für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) während vier Jahren als Delegierter in nahöstlichen Krisenherden im Einsatz gestanden. Nach acht Jahren auf der Redaktion wechselte «vk.» - so sein Kürzel - im Januar 1992 auf den Nahost-Aussenposten in Zypern, um den damals frisch pensionierten Arnold Hottinger abzulösen. Von Limassol aus, wo sich der Korrespondent mit seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn eingerichtet hatte, entwickelte Kocher eine rege Reisetätigkeit im arabischen Raum. Im Sommer 2009 schliesslich wechselte Kocher von Limassol an den Genfer Uno-Sitz, von wo aus er sich in Doppelfunktion als Korrespondent um die internationalen Organisationen und die Vorgänge in Nordafrika kümmerte.
Im von Martin Wolker verfassten Nachruf in der NZZ-Ausgabe vom Samstag heisst es: «In seinen Berichten und Analysen lag der Schwerpunkt stets auf dem Erklärenden. Kocher war das Gegenteil eines `Fallschirm-Reporters`, die heutzutage die Bildschirme bevölkern und anstatt News vor allem Suspense vermitteln.» Kochers Bemühungen als Journalist hätten dahin gezielt, den Lesern Politik und Alltag zu erläutern, um auf seine stets zurückhaltende Weise die dem arabischen Raum anhaftenden Klischeevorstellungen abzubauen. «Die Redaktion verliert mit Victor Kocher einen überaus liebenswürdigen und stets einsatzbereiten Kollegen und guten Freund. Der Gattin und dem Sohn des verunglückten Kollegen drückt diese Zeitung ihr tief empfundenes Beileid aus», endet der NZZ-Nachruf.