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Mittwoch
23.05.2012

Erst war es ein einfacher journalistischer Job, dann ein publizistischer Auftrag, später ein Herzensanliegen und heute eine eigentliche Mission: Die Wirtschaftspublizistin Fleur Platow hat es sich zum Ziel gesetzt, dass die  Finanzbranche - Banken, Anleger, Wirtschaftsmessen usw. - endlich frauenspezifisch richtig kommuniziert. «Banker, nutzt das feminine Potenzial!» ist ihr nächster Buchaufruf, der im Juni auf den Markt kommt.

Ist das überhaupt nötig?, fragt der Klein Report Fleur Platow leicht indigniert, denn sollten Frauen Finanzielles nicht genauso gut verstehen wie alles andere, wo sie inzwischen zu den Männern aufgeschlossen haben ...? «Ja, es ist nötig», sagt Platow, «und nicht, weil Frauen weniger intelligent sind als Männer, sondern weil es historisch tradiert ist, dass sie sich mit Finanzdingen nicht befassen: Frauen wurden während Jahrhunderten systematisch, auch im Gesetzbuch, von der Geldanlage ausgeschlossen und ferngehalten, und das hing ganz klar mit Macht zusammen, Männer wollten alleine verfügen, auch über das Vermögen der Frau.»

Deshalb, so die studierte Philosophin, Germanistin und Archäologin, die heute, als Quereinsteigerin zu den wenigen im ganzen deutschen Sprachraum renommierten Publizistinnen zum Thema Frauen und Finanzen zählt, sei diese andere, frauenspezifische Ansprache durch Banken, wie sie sie fordert, nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance: «Die gebeutelten Banken müssen endlich begreifen, dass sie, was die Erschliessung neuer Zielgruppen anbelangt, gar nicht so erfinderisch sein müssen - die Frauen als aufsteigende neue Macht auf den Finanzmärkten stehen sozusagen vor der Haustür, sie verfügen über immer mehr finanzielles Potenzial und verdienen es, als neue Kundengruppe stärker ins Visier genommen zu werden.»

Platow tut dies mit Büchern, mit Kursen für interessierte Frauen und mit Workshops, auf Podien und mit dem von ihr gegründeten FFF, dem Frauen-Fonds-Forum: «Begonnen hatte alles bereits Ende der 80er-Jahre; damals war Marc Rich in Zug der Erste, der das feminine Potenzial erkannte und mich bitten liess, Anlagekurse für die Ehefrauen seiner Manager durchzuführen.» Bank Vontobel wurde dann allerdings Pionier, «doch ganz im Verborgenen, und nach der ersten Finanzkrise 2001 wollten Banken kaum auf diesem Gebiet investieren, weil die Kommunikation mit der Frau ja Zeit kostet und weil Zeit Geld ist.»

In ihrem neuen Buch, das sie zusammen mit UBS-Direktorin Andrea E. Krier und CS-Abteilungsleiter Samuel E. Lehmann verfasst («Banker, nutzt das feminine Potenzial!», Springer Gabler Verlag), geht Fleur Platow darauf ein, dass Frauen in der Finanzanlage grundsätzlich nachtragender und kritischer sind als Männer («weil sie  nicht so versiert sind und deshalb zur Vorsicht neigen»), und zeigt auf, wie man ihnen Know-how vermittelt: «Zum Beispiel, indem man bewusst auf die Finanzterminologie verzichtet, die kein Laie versteht, und Begriffe, die man kennen muss - wie Inflation oder Deflation -, statt mit Fachwörtern bildhaft und verständlich vermittelt.»

«Wenn das Thema Frau und Finanzen öffentlich thematisiert wird, dann immer gleich», bedauert Fleur Platow, «man diskutiert über die  geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Geldanlage. Das ist aber bereits hundert Mal durchgekaut und interessiert keinen Menschen mehr. Was nottut, sind mehr Frauen in Spitzenpositionen der Banken, in den Wirtschaftsredaktionen und auf den Finanzpodien. Das aber müssen sie selber wollen und kompetent sein.»

Ganz langsam, registriert die Finanzpublizistin, komme die männliche Dominanz jedoch ins Wanken, nicht zuletzt dank ihren eigenen Bemühungen: «Erstmals werde ich auf der Zürcher Finanzmesse `Fonds 13` mein Frauen-Fonds-Forum FFF überwiegend mit weiblichen Expertinnen für frauenspezifische Anlagethemen präsentieren.»