«Verleger sein - Öffentliches Nachdenken über Menschen, Medien und Märkte» nennt sich einigermassen unspektakulär das soeben erschienene Buch von Karl Lüönd zum Wechsel im Verwaltungsratspräsidium der Zürcher Tamedia («20 Minuten», «Tages-Anzeiger», «Tele Züri», Radio 24, «Schweizer Familie», «Facts» usw.). Herausgeber sind der abtretende Amtsträger Hans Heinrich Coninx und sein Nachfolger Pietro Supino, aber der Autor erlaubt sich trotzdem da und dort kleine Seitenhiebe auch an die Adresse der Auftraggeber (beispielsweise schreibt er, die Tamedia habe seinerzeit das Belcom-Imperium von Roger Schawinski «zu einem vermutlich überhöhten Preis» gekauft).
Das ist typisch «Kari», wie ihn alle Welt kennt und nennt: Begabt mit einer scharfzüngigen Sprache, auf Du und Du mit aller Welt im Schweizer Medienbusiness und ausgehend von einem kritisch-journalistischen Selbstverständnis macht er eine eigentliche Tour d`Horizon durch das Schweizer Zeitungs-, Radio-, Fernseh- und Internetwesen, und zwar zurückgehend bis zu den Zeiten Gutenbergs. Auch sein Hobby als Jäger kann er einbringen, wo er die Journalisten als «Feldhasen der Medienlandschaft» bezeichnet. Verleger werden an ihre Verantwortung erinnert, Manager, Politiker und Wettbewerbshüter müssen sich sagen lassen, was sie zu tun haben, und zum Schluss findet ein ausgedehntes Gespräch zwischen den beiden Tamedia-VR-Präsidenten, dem Autoren und dem früheren «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor Roger de Weck statt.
Am erstaunlichsten ist eigentlich, dass Karl Lüönd dieses Buch im Auftrag der Tamedia geschrieben hat, nachdem er während fast zwei Jahrzehnten den «Züri Leu» und die «Züri Woche» geleitet hatte, die sich wöchentlich mit genau diesem Verlag einen medialen Kleinkrieg lieferten. «Ich hatte schon mit Hans Heinrich Coninx als damaliger Präsident des Verlegerverbandes ein entspanntes Verhältnis als Leiter des Medieninstituts», erzählte Lüönd am Sonntag gegenüber dem Klein Report, «und Pietro Supino hat sich sehr seriös und wissbegierig in seine neue Aufgabe eingearbeitet, sodass ich diesen Auftrag gerne übernommen habe.»
Sonntag
13.05.2007