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Sonntag
26.02.2012

30 Jahre und drei Monate war er der bekannteste Kurdirektor der Schweiz, machte aus dem berühmtesten Skiort der Welt, St. Moritz, ein geschütztes Label und war selbst eine Marke: Hans Peter Danuser. Heute ist er Dozent für Marken und Markenmanagement (Brand Building) an der ETH Zürich, Botschafter der Deutschen Bank bei den Reichen und Superreichen im Engadin und Strategieberater für solche, die es St. Moritz nachmachen wollen.

Danuser wollte, nachdem die St. Moritzer Behörden ihn mit 61 in Zwangspension geschickt hatten, «kein golfender Sozialfall werden - solche, die täglich ihre 18 Loch spielen und dann nur noch an der Flasche hängen», wie er gegenüber dem Klein Report sagte. Danuser begann unmittelbar nach seinem Abgang beim Kurverein damit, sein zweites Leben aufzubauen, zusammen mit Ehefrau Amelie von Platen, einer Kunsthistorikerin.

«Ohne mein Netzwerk wäre ich natürlich nicht dort, wo ich heute bin», sagte Danuser, der heute Tourismus-Unternehmer wie Samih Sawiris für sein Andermatt-Projekt, die Ferienregionen Davos-Klosters und Ascona-Locarno, aber auch Destinationen in China strategisch berät.

Allen ist dabei Vorbild, was Danuser bereits 1987 weltweit erstmalig eingeführt hatte: einen Ortsnamen als Marke rechtlich zu schützen, professionell zu pflegen und global zu kommunizieren.

«Die haben in St. Moritz allein mein Jahreseinkommen aus den Lizenzeinnahmen während 25 Jahren locker hereingeholt», rechnet er im Gespräch mit dem Klein Report vor. Als Lizenzpartner für St. Moritz holte er Top-Labels wie Pommery Champagner, die Swatch Group oder den Energiekonzern Repower an Bord, und heute wird sein Konzept auch von Weltmetropolen wie Paris und New York kopiert.

Branding ist laut Danuser alles, und genau das lehrt er heute als ETH-Dozent, wo er in Blockkursen Studenten aus aller Welt auf ihr Advanced-Master-Diplom vorbereitet. Sein eigener Fall, die ebenso dilettantische wie schäbige Entlassung nach über 30 Dienstjahren, ist ihm dabei liebstes Lehrstück: «Branding ist auch Corporate Behaviour - und dieses war in meinem Falle schlicht skandalös. Es wirkt schlecht bei Mitarbeitern und Gästen und schadet der Marke, wenn ein langjähriger CEO, mit dem man gut verdient hat, mit gekürzter Rente in Pension geschickt wird.»

Nicht schadenfroh, aber doch zumindest gelassen kann er da diesen Winter auf die leeren St. Moritzer Strassen und Skipisten und die schlechteste Saison seit Menschengedenken blicken: «Ich bin heute ein Befreiter, der öffentliche Druck ist weg, jetzt bin ich nur noch Privatmann, Geschäftsmann - und auch Tourist.»

Seine Zukunftspläne gelten nicht mehr der nächsten Tourismusmesse in Asien oder den Buchungszahlen für den nächsten Winter, sondern werden an der Zahl 7 festgemacht: «Mit 65 werde ich mein Pensum auf 120 Tage pro Jahr reduzieren und gegen 70 dann Jahr für Jahr noch etwas mehr.» Die AHV jedenfalls will er die fünf Jahre stehen lassen - es lohnt sich!