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Sonntag
27.02.2005

Für Daniel Eckmann (55), Vize-Generaldirektor der SRG, ist klar, dass es dieses Jahr keinen Antrag für eine Gebührenerhöhung bei Radio und TV gibt: «Nein, das ist zurzeit kein Thema. Es ist die klare Haltung der Geschäftsleitung und auch des Verwaltungsrates, dass wir zuerst die eigenen Hausaufgaben machen wollen.» Das sagte Eckmann in einem Interview mit der «Berner Zeitung» vom Samstag. «Wir wollen das Potenzial ausleuchten, wo wir effizienter werden oder sparen können. Erst wenn wir diesen Tatbeweis glaubwürdig erbracht haben, wie das schliesslich auch Betriebe in der Privatwirtschaft wie auch Gemeinden, Kantone und der Bund müssen, erst dann stellt sich die Frage, ob die Gebühren angepasst werden müssen.»

Der aufmerksame Klein-Report-Leser weiss ja, die Frage der Gebührenerhöhung lautet nicht, ob sie kommt, sondern nur, wann sie kommt und wie hoch sie ausfallen wird. Die «Berner Zeitung» möchte noch mehr zum brisanten Geschäft wissen, über das die SRG-Spitze laut nachdenkt. Eckmann: «Da muss man präzise bleiben. Der Generaldirektor hat weder eine Gebührenerhöhung in Aussicht noch liegt ein Gesuch dafür vor. Er hat lediglich gesagt, er könne das für die Zukunft nicht ausschliessen.»

Die BZ: «Nicht ausschliessen» - heisst, dass er eine Erhöhung will? Eckmann: «Die SRG steht vor einer Finanzierungslücke von 150 bis 160 Millionen Franken - das sind rund 10% unseres Budgets. Der Hauptteil davon sind die Folgen des neuen Gesetzes und die aufgelaufene Teuerung, die seit 2000 nie mehr ausgeglichen wurde. Es sind also ausschliesslich fremdbestimmte Gründe, die dazu führen.»

Dem in den Medien als «Spesen-Ritter» oder «Porsche-Walpen» benannten Generaldirektor Armin Walpen, gibt Vize-Generaldirektor Eckmann Rückendeckung. Die BZ fragt nach, ob der Generaldirektor am Filmfestival Locarno in einer 1000-Franken-Suite logiert habe? Eckmann: «Das mit der Suite stimmt nicht.» Es sei aber von SRG-Seite bestäigt worden» ... und später korrigiert. Fakt 1 ist: Er war nicht in einer Suite. Fakt 2 ist: Die SRG ist ein Konzern, der einer übermächtigen ausländischen Konkurrenz die Stirn bieten muss. Dahinter stehen Managementleistungen, absolut vergleichbar mit Leistungen in der Privatwirtschaft. Was wollen Sie denn: eine graue Maus? Oder einen Generaldirektor, der im internationalen Vertragspoker um Millionenbeträge das Maximum für die SRG herausholt?»

Das angebliche Verschleudern von Gebührengeldern sieht Daniel Eckmann als Kampagne. «Weder Generaldirektor Walpen noch die SRG verschleudern Gebührengelder. Ich glaube, die Mehrheit der Menschen weiss sehr wohl zu unterscheiden zwischen einer Kampagne, die es nun mal geben kann und die auf den Mann spielt, und den wirklich wichtigen Fragen: Erbringt das SRG-Management eine glaubwürdige saubere Leistung gemäss dem Auftrag, den es hat? Und davon sind wir bei der SRG überzeugt.»

Einen etwas seltsamen Vergleich zieht Eckmann dann zum Preis von Radio und Fernsehen. «Radio hören kostet Sie 46 Rappen pro Tag, Fernsehen 77 Rappen. Das macht zusammen 1.23 Franken - das ist billiger als jede abonnierte Tageszeitung. Und dafür erhalten Sie 16 Radio- und 7 Fernsehprogramme in allen Landessprachen.»

Er verteitigt dann aber die Sendungen «Deal or No Deal» und «MusicStar». Gehören die auch zur «idée suisse»? fragt die BZ. Eckmann: «Wir haben einen Service-public-Auftrag. In diesem Begriff steckt das Wort Publikum. Und wir setzen uns als Ziel, bezüglich Qualität und Quote Marktleader zu sein. `Deal or No Deal` muss man also in einen grösseren Zusammenhang stellen. Das Schweizer Fernsehen sendet rund 200 Stunden Programm pro Woche; `Deal or No Deal` dauert 45 Minuten und hat ein grosses Publikum. Dazwischen liegt die denkbar breiteste Palette - bis hin zur `Sternstunde Philosophie`. Service public ist letztlich ein Gesamtkunstwerk; da muss es auch Platz für eine Show haben.»

Zur stark in die Kritik geratenen SRG SSR idée suisse sagte der ehemalige Kommunikationsdelegierte von Bundesrat Villiger: «Vergessen wir den Rückenwind des Publikums nicht. Die SRG SSR idée suisse ist ein erfolgreiches Unternehmen. Wahrgenommen wird sie aber nur im Inland als gross und stark und mächtig. Tatsächlich aber sind wir international umzingelt von lauter Goliaths, die finanzmächtiger sind als wir.» Die Konkurrenz der SRG liege ja nicht in Trubschachen oder Bonaduz, sondern in Berlin, Mainz, Rom, Mailand und Paris. «Trotzdem setzen wir uns durch», sagte er. Darauf vergiesst die «Berner Zeitung» eine kleine Träne und meint: Ach, die kleine SRG in der kleinen Schweiz. Eckmann: «Tatsache ist, dass die Schweiz an Einwohnern 12 Mal kleiner ist als Deutschland, also auch 12 Mal weniger Gebührenzahler hat und entsprechend tiefere Werbepreise - und erst noch in 4 Sprachen Radio und Fernsehen für alle Minderheiten machen muss. Trotzdem sind wir qualitativ und quantitativ Marktleader in der Schweiz.» Der Klein Report fügt hier an: Masse ist nicht Klasse! Die Anzahl Zuschauer schlägt sich nicht unisono auf den Tausender Kontaktpreis durch. Es ist die jeweilige Zielgruppe, die Freude macht.

Und was sagt Eckmann zur Idee von Verleger-Präsident Lebrument, ein gemeinsames Internetnachrichtendach zu realisieren? «Ein konstruktiver Ansatz, den wir konstruktiv aufnehmen; wir werden den Dialog sicher nicht verweigern. Und: Wir fahren weder einen Konfrontationskurs gegen die Verleger noch planen wir kommerzielle Raubzüge.» Weshalb braucht die SRG einen so massiven Internetauftritt? (BZ): «Das Internet ist eine Medienrealität. Einerseits erlaubt das Internet, Sendungen jederzeit und überall zu konsumieren. Es ermöglicht aber auch interaktive Ergänzungen der Sendegefässe. Allerdings wissen wir, dass im Laufe der Zeit Doppelspurigkeiten gewachsen sind. Weil wir sorgfältig mit den Gebühren haushalten müssen, sehen wir hier ein Optimierungspotenzial.» Der Klein Report meint: Diese 700 neuen Stellenprozente für eine Online-News-Redaktion wären vorderhand besser bei der «Tagesschau» und «10 vor 10» aufgehoben, um diese Sendungen zu stärken, statt ein irrwitzig quersubventioniertes neues SRG-Medium aufzubauen.