Im Skandal um die gefälschten Fotos von Misshandlungen irakischer Gefangener durch britische Soldaten ist der Chefredaktor des «Daily Mirror», Piers Morgan, entlassen worden. Die Verlagsleitung der linksgerichteten britischen Boulevardzeitung entschied, dass es für den 39-jährigen Journalisten «unangemessen» sei, «weiter Chefredaktor des Daily Mirror zu sein, weshalb er mit sofortiger Wirkung zurücktritt». Am Samstag entschuldigte sich die Zeitung in grosser Aufmachung auf der Titelseite für die Veröffentlichung der gestellten Fotos Anfang Mai, auf denen vermeintliche Soldaten mit einem Gewehr auf einen wehrlos am Boden liegenden Menschen einschlagen und auf dessen nackten Oberkörper urinieren. «Die uns ausgehändigten Bilder über die Misshandlung irakischer Kriegsgefangener waren Fälschungen», hiess es.
In einer Stellungnahme bezeichnete sich die Zeitung selber als Opfer einer «gewollten und böswilligen Täuschung». Der «Mirror» bedauerte, dem Ansehen der britischen Truppen im Irak geschadet zu haben und kündigte eine «vollständige Zusammenarbeit» zur Untersuchung des Betrugs an. Die britische Regierung kommentierte den Rücktritt zunächst nicht, das britische Militär zeigte sich über die Entschuldigung zufrieden. Wenige Stunden vor der Entlassung Morgans als Chefredaktor hatten Soldaten des Königlichen Lancashire Regiments anhand von Uniformstücken, Fahrzeugen, Ausrüstungsgegenständen und Waffen demonstriert, warum die ihnen auf den Bildern angelasteten Folterungsvorwürfe nur gestellt sein konnten. Siehe auch: Definitiv: Britische «Folter»-Bilder waren gefälscht
Sonntag
16.05.2004