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Dienstag
24.06.2008

Die Landesanstalt für Medien des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (LfM) hat sich in einer breit angelegten Untersuchung mit dem Thema Online-Recherche in deutschen Zeitungs-, Fernseh-, Radio- und Internetredaktionen befasst. Dabei haben die Fachleute festgestellt, dass die Recherche im Internet zunehmend an Bedeutung gewinnt. Insbesondere die Schnelligkeit der Informationsbeschaffung und die Vielfalt der Informationen bieten erhebliche Vorteile. Doch aus veränderten Rahmenbedingungen in Redaktionen erwachsen auch Risiken und Qualitätsmängel. «Eine Überprüfung von Online-Quellen findet nur selten statt», heisst es im Bericht vom Montag. Und: «Journalisten greifen bei ihrer Recherche im Netz vornehmlich auf andere journalistische Erzeugnisse zurück anstatt auf Primärquellen wie etwa Websites von politischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Einrichtungen», kritisiert die LfM.

Prof. Marcel Machill von der Universität Leipzig, der die Studie «Journalistische Recherche im Internet» geleitet hat, beobachtet in diesem Zusammenhang ein Phänomen, das er als «gesteigerte Selbstreferentialität im Journalismus» bezeichnet: «Computergestützte Recherche macht es den Medienschaffenden noch einfacher, schnell nachzuschauen, was die Kollegen zu einem aktuellen Thema erarbeitet haben.»

Das Telefon ist nach wie vor das wichtigste Rechercheinstrument der Journalisten. Doch gerade bei der Ermittlung von Zusatzquellen - wenn Journalisten also das auf ihren Schreibtisch eingehende Material erweitern wollen - kommen die Suchmaschinen im Internet zum Einsatz. Und hier dominiert auch bei den Medienschaffenden eindeutig Google den Markt. Wer bei Google beispielsweise zu einem aktuellen journalistischen Thema als Experte unter den ersten zehn Treffern gelistet wird, hat grösste Chancen, wiederum von Journalisten interviewt zu werden.

Gemeinsam mit seinem Team vom Lehrstuhl für Journalistik II hat Machill insgesamt 34 Medienangebote (Tageszeitungen, öffentlich-rechtliche und private Radio- und TV-Sender, redaktionelle Online-Angebote) untersucht. Über 600 Journalisten wurden bundesweit schriftlich befragt und 235 Journalisten bei ihrer Arbeit beobachtet.