Mit einer neuen Preisoffensive will sich der Grossverteiler Coop gegen die Discounter Denner (Migros) und Lidl behaupten. Der laut Coop-Mitteilung vom Sonntag «grösste Preisabschlag aller Zeiten» gilt ab Montag und betrifft über 600 Markenartikel. Konzernchef Hansueli Loosli sprach an einer kurzfristig anberaumten Medienkonferenz sogar von «einem mittleren Erdbeben bei den Markenartikelpreisen in der Schweiz».
Mit dem «Erdbeben» will der zweitgrösste Detailhändler der Schweiz gemäss Mediencommuniqué die Kunden an seinem Erfolg teilhaben lassen. Zudem trimmt sich Coop mit dem Coup fit für den Wettbewerb im Discountbereich. Dieser wird bei den Markenartikeln derzeit von Denner dominiert. Denner hat 2005 Hauptkonkurrent Pickpay übernommen und wurde mittlerweile selbst von der Migros übernommen. Konkurrenziert wird Denner im Discountgeschäft mit Markenartikeln bald von deutschen Lidl-Kette, die im Frühling in den Schweizer Markt eintreten wird.
Erklärtes Ziel von Coop ist es, preislich mit Denner und Lidl mithalten zu können. Gemäss Marketingchef Jürg Peritz will der Grossverteiler mindestens die gleich tiefen Preise wie die beiden Discounter anbieten können. Mit den Produktelinien Prix Garantie und der Qualité & Prix habe Coop bei den Tiefpreisprodukten und den Eigenmarken die Preisparität mit dem Hauptkonkurrenten Migros bereits herstellen können, sagte Peritz. Gleiches soll nun auch bei den Markenartikeln geschehen.
Die Preisreduktion bei den über 600 Markenartikeln kostet Coop pro Jahr rund 100 Millionen Franken. Berappt wird die Umsatzeinbusse gemäss Konzernchef Loosli vorerst von Coop selbst. «Gewissen Lieferanten wird unsere Politik nicht gefallen», sagte er vor den Medien. Es werde sich in den nächsten Monaten zeigen, inwieweit die Lieferanten ihre Preise ebenfalls nach unten werden anpassen müssen. Dass sich Coop die Preisreduktion überhaupt leisten kann, erklärt Loosli unter anderem mit der kontinuierlich gesteigerten Produktivität von Coop. «Erst langfristig ökonomisches Handeln machen solche Preissenkungen möglich.»
Seit der Fusion der 15 Coop-Genossenschaften zur Jahrtausendwende hätten dank einer zentralen Lagerbewirtschaftung, einer effizienten Logistik und einfacheren Abläufen die Vertriebskosten reduziert werden können. So habe immer wieder Spielraum für Preissenkungen geschaffen werden können. Laut Marketingchef Peritz hat Coop dank den tieferen Vertriebskosten seit 2004 bei insgesamt 2870 Artikeln die Preise senken können. Und die Tiefpreisstrategie soll noch weiter fortgesetzt werden. Die europäische Einkaufsgemeinschaft Coopernic, bei der Coop sich beteiligt, zeige, dass das Preisniveau in der Schweiz immer noch zu hoch sei.
Sonntag
04.01.2009