Nach den Entlassungen der Tamedia bei der telefonischen Inserateannahme und in der Anzeigeproduktion (der Klein Report hat darüber berichtet) fordern die Mediengewerkschaft Comedia und der Kaufmännische Verband Zürich ein Gespräch mit dem Zürcher Verlagshaus. Sie verlangen, dass Tamedia die Kündigungen nochmals grundsätzlich überprüfe. «Den Betroffenen sollen andere Arbeitsplätze innerhalb des Konzerns angeboten oder in gemeinsamen Gesprächen mit Comedia und KV nach Lösungen gesucht werden, dass mittels alternativer Arbeitszeitmodellen oder anderen Massnahmen möglichst viele der bedrohten Arbeitsplätze erhalten bleiben», schrieben Comedia und KV Zürich am Mittwochmorgen.
Comedia und KV Zürich haben als Reaktion von Tamedia einen Brief erhalten, in dem das Verlagshaus seine Position darlegt. «Bei der Tamedia ist man nicht mal auf unsere Bitte um Terminvorschläge eingegangen. Trotz mehrerer Kontaktversuche waren Frau Hügli und die Herren Kall und Tonini nicht erreichbar», sagte Brigitte Tamburini-Schmid, Leiterin Angestelltenpolitik KV Zürich, dem Klein Report auf Anfrage. Die Gewerkschaften kritisieren in ihrer Medienmitteilung vom Mittwoch auch die «sture Haltung der Tamedia, den bis zum 30. Juli 2005 gültigen Sozialplan für die betroffenen Mitarbeiterinnen nicht anzuwenden». «Da der Sozialplan am 30. Juli 2005 ablief, offerieren wir den betroffenen Mitarbeitenden ergänzende Leistungen, die den Leistungen im Sozialplan entsprechen. In zwei Punkten gibt es Änderungen, die aus unserer Sicht Verbesserungen darstellen. Die eine betrifft die Einzahlung eines von den Dienstjahren abhängigen Betrages in die Pensionskasse ab Alter 55 , die andere die Möglichkeit, die Kündigungsfrist bis zu drei Monate zu verlängern», sagte Franziska Hügli, Leiterin der Tamedia-Unternehmenskommunikation, dem Klein Report auf Anfrage.
Über die angebotene Möglichkeit der Verlängerung der Kündigungsfrist wollen Comedia und der KV Zürich mit der Tamedia reden. «Sofern ein betroffener Mitarbeitender noch keine Stelle gefunden hat, kann die Kündigungsfrist um bis zu drei Monate verlängert werden. Es ist jedoch beim Bereichleiter der Nachweis der Stellenlosigkeit zu erbringen. Wie beim RAV fordert Tamedia eine Liste der Bewerbungsbemühungen. Das ist entwürdigend. Schliesslich würde jede von ihnen noch so gerne eine Stelle antreten, um das Angebot der verlängerten Kündigungsfristen nicht in Anspruch nehmen zu müssen, und schliesslich ist die Tamedia kein RAV», meinte Tamburini zum Verfahren. «Die Verlängerung der Kündigungsfrist um bis zu drei Monate ersetzt die Abgangsentschädigung aus dem Sozialplan. Mit dieser Neuerung sind vor allem jene Mitarbeitenden besser abgesichert, die für die Stellensuche mehr Zeit benötigen», sagte Hügli dem Klein Report zu diesem Thema.
«Besonders stossend ist die Tatsache, dass es sich bei den Entlassenen fast ausschliesslich um Frauen im vorgerückten Alter handelt, die meist schon jahrzehntelang bei der Tamedia arbeiten. Viele von ihnen sind alleinstehend, alleinerziehend oder verwitwete Mütter. Für sie ist es besonders schwer, auf dem gegenwärtigen Arbeitsmarkt eine neue Stelle zu finden», liess Tamburini den Klein Report weiter wissen. «Wir führen mit den Mitarbeitenden Gespräche zur Standortbestimmung. Der Härtefallfonds ist weiterhin vorhanden und die Betroffenen haben die Möglichkeit, einen Antrag zu stellen. Wir sind in Kontakt mit den Mitarbeitenden und unterstützen sie bei der Suche nach Lösungen», sagte Hügli zur Betreuung der Betroffenen.
«Wir hoffen, dass es doch noch zu einem Gespräch kommt. Wir würden mit der Tamedia gerne über die ergänzenden Leistungen sprechen, die sie den entlassenen Mitarbeitenden gewährt. Wir fordern zusätzlich einen gewissen Beitrag für Weiterbildung und eine Durchhalteprämie für diejenigen, die zurzeit noch arbeiten», sagte Tamburini weiter. «Wir überlegen, wie wir auf den Brief von Comedia und KV Zürich vom Mittwoch mit der neuen Aufforderung zu Gesprächen reagieren werden», sagte Hügli. «Für nächste Woche planen wir ein Treffen mit allen Entlassenen. Dort werden wir mit ihnen die weiteren Massnahmen besprechen», sagte Hansjörg Bartholdi, Comedia-Regionalsekretär Grafische Industrie und Verpackungen, dem Klein Report zu den nächsten Schritten. Siehe auch: Tamedia baut neun Stellen in der Anzeigenproduktion ab und Weniger Inserate: Tamedia spart acht Stellen
Mittwoch
19.10.2005