Content:

Montag
04.10.2004

Er galt in den 90er-Jahren als Mann mit den dicken Scheckbüchern und musste Anfang Jahr als Verleger der Ullstein-Heyne-List-Gruppe von der Kommandobrücke: Axel Springer wollte nicht mehr die Verluste von Christian Strassers Buchverlagen decken und verscherbelte die Verlage getrennt an die schwedische Bonnier-Gruppe und an den weltgrössten Verlag Random House (Bertelsmann). Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse, die am Mittwoch eröffnet wird, meldet sich Strasser nun zurück und kauft einen kleinen Verlag mit Schweizer Wurzeln, den Pendo-Verlag. Wie der Mehrheitsaktionär, die börsenkotierte Eichborn AG, am Montag mitteilte, übernimmt Strasser 90,24% der Aktien vom Frankfurter Verlag und die restlichen Anteile vom Schweizer Verlagsvertreter Max Kürz, der in den 90er-Jahren den von Gladys Weigner und dem jüngst verstorbenen Bernhard Moosbrugger gegründeten Verlag erworben hatte, zusammen mit Verleger-Erbe Ernst Reinhard Piper.

Strasser, der nach Berichten des Branchendienstes Buchmarkt.de vom Montag nicht zur Messe auftauchen will, fängt wieder einmal ganz klein an - wie schon in den 70er-Jahren, als er ebenfalls mit einem Schweizer Verlag ins Geschäft einstieg, mit dem von Alice Bucher erworbenen Bucher-Verlag. Rasch kaufte Strasser damals Verlag um Verlag zusammen und wollte in der Branche neben Random House und Bonnier eine dritte Kraft aufbauen. Doch die Krise im Axel-Springer-Verlag, unter dessen Dach sich Strasser mit seinen Verlagen begeben hatte, machte den Expansionsplänen des risikofreudigen Verlegers einen Strich durch die (rote) Rechnung.

Strasser will gemäss Mitteilung von Eichborn den Verlagssitz in Zürich behalten, allerdings zur Verbesserung der Marktpräsenz ein Büro in München eröffnen. Wieder mit von der Partie soll auch Katrin Eckert sein, die schon zuvor unter dem mit wenig Fortüne wirkenden Piper Lektorin bei Pendo gewesen war und in der Zwischenzeit in Londoner Literaturagenturen gearbeitet hatte.