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Dienstag
16.03.2004

Nomen est omen - auch in der Technologie. So vergibt die Autoindustrie seit Jahren ihren Neuentwicklungen blumige Codenamen, während die spröde Computerbranche meist zu Abkürzungen aus Zahlen und Buchstaben tendiert. Ganz anders während der Entwicklung: Da heissen Prozessoren wie Flüsse, Betriebssysteme wie Berge und Computer wie Tiere. Da ist die Rede von «Longhorn» (neues Windows) und «Whistler» (aktuelle Windows XP), von «Spitfire» und «Thunderbird», von «Jaguar» und «Panther». Die fertigen Produkte heissen dann allerdings wieder spröde «Windows XP» oder «Pentium 4».

Weil Computerfirmen immer früher im Entwicklungsprozess über neue Produkte informieren, spielen diese einst rein internen Namen in der Kommunikation eine immer grössere Rolle. Mitterweile sind die Codenamen in der Kommunikation schon so wichtig, dass einige Firmen dazu übergegangen sind, die früher rein internen Namen zu schützen. Die Codenamen tauchen auch bereits in der Werbung auf und die grossen Computerfirmen haben Regeln entwickelt, wie sie ihre Codenamen wählen. So tauft die Firma Microsoft ihre Programme mit Vorliebe nach Bergen aus der Umgebung: «Whistler» und «Blackcomb» (Codename für das übernächste Windows-System) sind zwei Gipfel bei Vancouver, «Longhorn» ist ein bekanntes Bergrestaurant am Fuss des Whistler.

Die Chipherstellerin Intel benutzt die Namen von Flüssen und Bergen aus der Umgebung der Intel-Entwicklungslabors in Kalifornien, Texas, Oregon oder Israel. So waren der Pentium III und der erste Pentium 4 nach den Flüssen Tualatin und Willamette bei Oregon benannt und ein neuer Xeon-Prozessor nach dem Fluss Gallatin. Intel-Konkurrentin AMD hatte zunächst eine Vorliebe für Autos wie Morgan, Spitfire und Thunderbird und bekannte Rennpferde wie Palomino. Aber auch AMD arbeitet an Produkten wie Barton, Paris und San Diego.

Die Computerfirma Apple pflegt kein eigentliches System bei Codenamen für ihre Computer. Die frühen Macs hatten weibliche Vornamen wie Annie, Diana, Sarah und Lisa. Die aktuellen Systeme hiessen während ihrer Entwicklung Gossamer (G3), Yikes (G4) und Omega (G5). Die neuen Betriebssysteme hat Apple dagegen konsequent nach Raubtieren benannt. Das MacOS X 10.0 hiess «Cheetah» (Gepard), MacOS X 10.1 «Puma», MacOS X 10.2 «Jaguar» und MacOS X 10.3 heisst «Panther». Bei Apple sind denn seit «Jaguar» diese Codenamen ein offizieller Teil des Produktenamens, mit der Folge, dass die Programmpackung im Design des jeweiligen Raubtierfells daherkommt.