Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton lanciert ein Forum für Spitzenpolitiker und Wirtschaftsführer in New York. Es sei aber kein «zweites Davos» und eher eine Ergänzung als eine Konkurrenz zum Weltwirtschaftsforum (WEF) in der Bündner Bergen: Laut Clinton soll sein Anlass zu konkreten Lösungen führen. «Die WEF-Teilnehmer sind manchmal frustriert, weil von ihnen nicht unmittelbar etwas erwartet wird», sagte Clinton gegenüber der «Financial Times». In New York seien die Spielregeln anders. «Ich sage den Leuten: Wenn ihr bloss reden möchtet - kommt nicht.» Das erste Forum der Clinton Global Initiative (CGI) findet Mitte September statt. Dabei werde von jedem Teilnehmer erwartet, dass er sich in einem Feld zum Handeln verpflichte, sagte Clinton. Später werde genau beobachtet, was mit den Versprechen geschehe.
Mark Adams, der Mediensprecher des WEF, beglückwünschte Clinton zu seinem Vorhaben. Gegenüber der «Basler Zeitung» (BaZ) bezeichnete er das CGI-Forum als Ergänzung zum WEF, nicht als Konkurrenz. Adams nannte den ehemaligen US-Präsidenten am Montag einen «guten Freund»; Clinton schätze das Davoser Forum. Adams betonte gleichzeitig, dass auch beim WEF nicht bloss geredet werde: «Unsere Mitglieder setzen viel von dem, was besprochen wird, in die Tat um.» Eine WEF-Initiative in Jordanien etwa habe Tausenden Kindern eine bessere Schulbildung ermöglicht. Die Spitzen aus Politik und Wirtschaft würden auch künftig nach Davos reisen, gibt sich Adams überzeugt: «Das WEF-Jahrestreffen ist ein fester Bestandteil der politischen Agenda.»
Das Clinton-Forum soll derweil während etwa zehn Jahren jeweils im September stattfinden. Auf der Gästeliste für das diesjährige Treffen stehen laut CGI neben vielen anderen der britische Premier Tony Blair, der französische Präsident Jacques Chirac, Jordaniens König Abdullah II. sowie UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Neben politischen Freunden Clintons haben auch Gegner zugesagt, namentlich der konservative Medienmogul Rupert Murdoch und Arnold Schwarzenegger, der republikanische Gouverneur Kaliforniens. Insgesamt rechnen die Veranstalter mit 500 bis 1200 Teilnehmenden.
Montag
27.06.2005