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Sonntag
23.04.2006

Harte Sitten herrschen beim US-Geheimdienst CIA. Er hat eine hochrangige Mitarbeiterin wegen der Weitergabe von vertraulichen Informationen entlassen. Der Fall steht im Zusammenhang mit Medienberichten über geheime CIA-Gefängnisse und Lauschangriffe. Die Analystin habe nicht genehmigte Diskussionen mit Journalisten geführt, in denen sie wissentlich und absichtlich geheime Informationen einschliesslich Informationen über laufende Aktionen weitergegeben habe, sagte CIA-Sprecherin Michelle Neff am Samstag dem US-Sender CNN.

Die Frau war nach CIA-Angaben bei mehreren Tests mit dem Lügendetektor aufgefallen und hatte dann ihre Gespräche mit Journalisten zugegeben. Danach hatte sie beispielsweise Kontakt mit der Journalistin Dana Priest von der «Washington Post». Priest war diese Woche mit dem renommierten «Pulitzer»-Preis für ihre Beiträge über geheime CIA-Gefängnisse im Ausland ausgezeichnet worden.

Die «Washington Post» hatte berichtet, dass die CIA unter anderem in Osteuropa ein Netzwerk von geheimen Gefängnissen für Terrorverdächtige unterhält. Der Artikel hatte eine Diskussion über den Umgang der USA mit Gefangenen ausgelöst. In Europa hatte er Ermittlungen auch im Zusammenhang mit mutmasslichen geheimen CIA-Gefangenentransporten und Foltervorwürfen zur Folge. Unter anderem untersucht der Tessiner Ständerat Dick Marty im Auftrag des Europarats die Vorwürfe.

Auch Berichte über den Lauschangriff des Geheimdienstes NSA auf US-Bürger in der «New York Times» gingen offenbar auf Indiskretionen seitens der CIA zurück. Dafür wurden die beiden Journalisten James Risen und Eric Lichtblau von der New Yorker Zeitung mit dem «Pulitzer»-Preis ausgezeichnet.

Nach Angaben des Fernsehsenders NBC handelt es sich bei der CIA-Mitarbeiterin um Mary McCarthy, die seit 1984 dem Geheimdienst angehört. Sie arbeitete mehrere Jahre als Assistentin von Ex-Präsident Bill Clinton im Weissen Haus. Wenige Monate nach der Amtsübernahme von George W. Bush kehrte sie wieder zur CIA zurück.