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Sonntag
17.02.2008

Der Churer Bischof Vitus Huonder kritisiert den Umgang der Medien mit Priestern unter Pädophilieverdacht. Die Art, wie das Problem aufgegriffen worden sei, sei nicht angebracht. Der Theologe Hans Küng wirft der Kirche derweil vor, Pädophiliefälle durch Vertuschen geregelt zu haben. Vor Huonder hatte bereits Bernard Genoud, der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, die Medien für ihren Umgang mit dem Thema kritisiert. Huonder doppelte nun in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» nach: Die diskutierten Fälle lägen bereits Jahre zurück. Sie seien aufgewärmt worden, ohne die Folgen für die Priester zu bedenken.

Man müsse sehen, dass solche Fälle früher - und nicht nur in der Kirche - anders gehandhabt wurden als heute, sagte Huonder. Die Bevölkerung sei generell noch nicht so stark sensibilisiert gewesen. Aus heutiger Sicht habe man damals sicher Fehler begangen, räumte Huonder ein. Aber nicht nur auf kirchlicher Seite, auch in den Schulen. Und bis heute auch in den Familien. Huonder verteidigte auch, dass pädophile Priester in der Vergangenheit lediglich versetzt worden seien. Die Kirche versuche, auch jenen Menschen, die fehlbar würden, eine Chance zu geben, wenn sie bereit und fähig seien, ihr Leben zu ändern.

Der Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng spricht dagegen von einem «Skandal». In Rom und bei vielen Ortsbischöfen sei es die längste Zeit stillschweigend approbierte Praxis gewesen, Pädophiliefälle durch Vertuschen und Versetzungen zu regeln, schreibt er in einem Beitrag in der «SonntagsZeitung».