Die chinesischen Behörden schaffen es nicht, das selbst verursachte tibetische PR-Desaster zu kehren. Laut dem Pekinger Korrespondenten der deutschen Zeitung «Die Welt», Johnny Erling, haben tibetische Mönche am Mittwoch einen von der chinesischen Regierung organisierten Besuch einer Gruppe ausländischer Journalisten für eine weitere Protestaktion genutzt. Im buddhistischen Kloster Labrang in der osttibetischen Provinz Gansu hätten zunächst 15 bis 20 Mönche die eintreffenden ausländischen Journalisten umringt, teilte er der Deutschen Presse-Agentur DPA telefonisch mit.
Die Mönche hätten weinend für kulturelle Freiheit für Tibet, gegen Unterdrückung und für den Dalai Lama protestiert. Sie hätten tibetische Flaggen und Transparente gehalten. Später sei die Gruppe auf bis zu 50 Mönche angewachsen. Viele ihrer Glaubensbrüder würden noch von den Behörden festgehalten, berichteten die Mönche. In der ganzen Stadt seien bewaffnete Sicherheitskräfte in Zivil stationiert.
Nach einem emotionalen, etwa zehnminütigen Gespräch mit den Journalisten seien die demonstrierenden Tibeter von älteren Mönchen abgedrängt worden. Die begleitenden chinesischen Sicherheitskräfte hätten nicht eingegriffen und lediglich versucht, die ausländischen Journalisten zum Weitergehen zu bewegen. Bei dem Zwischenfall sei keine Gewalt angewendet worden. Schon die erste sorgfältig organisierte Reise ausländischer Journalisten in die tibetische Hauptstadt Lhasa vor zwei Wochen hatten Mönche zu Protesten genutzt.
Mittwoch
09.04.2008