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Freitag
04.01.2008

Einen Monat nach der Kino-Premiere des chinesischen Films «Lost in Beijing» in China ist auch die zensierte Version wieder verboten worden. Der Film hatte bereits bei der Berlinale für Aufsehen gesorgt. Weil nun herausgeschnittene «pornografische Szenen» angeblich für die Werbung benutzt worden seien, wurde der Produktionsfirma ausserdem für zwei Jahre untersagt, neue Film zu drehen.

Regisseurin Li Yu kritisierte die Entscheidung der Staatlichen Verwaltung für Radio, Film und Fernsehen (Sarft) am Freitag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur DPA in Peking als «Ungerechtigkeit». Die Produktionsfirma habe überhaupt keine Werbung gemacht, die Szenen im Web stammten von Raubkopien. «Es zirkulierte viel Material im Internet, weil die chinesischen Medien grosses Interesse daran haben», sagte Li Yu. «Sarft sollte nicht die Verantwortlichen für den Film, sondern die Leute bestrafen, die diese Szenen verbreiten. Wir wären doch bescheuert, wenn wir mit solchen Ausschnitten selbst Werbung gemacht hätten.»

Das Sozialdrama, das vor knapp einem Jahr ungekürzt auf der Berlinale gezeigt worden war, zeigt an einer Familiengeschichte ein kritisches Bild des modernen Chinas im Banne des Kapitalismus. In der jetzigen Version waren zehn Minuten herausgeschnitten worden, vor allem die Szene, in der die Heldin von ihrem Chef vergewaltigt wird.