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Sonntag
19.03.2006

Ein Volksgericht in Peking hat überraschend die Klage gegen den Mitarbeiter der «New York Times» in Peking, Zhao Yan, fallen gelassen. Sein Anwalt Mo Shaoping rechnet damit, dass sein Klient in den nächsten Tagen auf freien Fuss kommt. Zhao Yan sitzt seit 18 Monaten in Haft. Ihm wurden Verrat von Staatsgeheimnissen und Betrug vorgeworfen. Die Gerichtsentscheidung hängt nach Einschätzung seines Anwalts mit dem für April geplanten USA-Besuch von Staats- und Parteichef Hu Jintao zusammen.

Die Festnahme des Journalisten hatte in den amerikanisch-chinesischen Beziehungen für Irritationen gesorgt. «Sie sind eindeutig auf der Suche nach einem Grund, um den Fall abzuschliessen», sagte Mo Shaoping. Das Pekinger Aussenministerium bestätigte eine baldige Freilassung Zhao Yans jedoch noch nicht. Der 44 Jahre alte Journalist war im September 2004 wegen Verrats von Staatsgeheimnissen festgenommen worden.

Die Zeitung hatte zuvor gemeldet, dass der ehemalige Staats- und Parteichef Jiang Zemin seinen letzten Posten als Militärchef abgeben wolle, bevor dies offiziell bestätigt wurde. Das Blatt hatte aber bestritten, dass die Information von Zhao Yan gekommen sei. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation «Reporter ohne Grenzen» sitzen in China noch 30 Journalisten in Haft. Siehe auch: China bestätigt Schliessung einer kritischer Zeitungsbeilage