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Dienstag
01.06.2021

Kino

Der Schauspieler Joël Basman ist einer von 59, die sich für «Cheibe Zürcher» an ihre Zeiten im «Chreis Cheib» erinnern...                  (Bild: Nicolas Aebi)

Der Schauspieler Joël Basman ist einer von 59, die sich für «Cheibe Zürcher» an ihre Zeiten im «Chreis Cheib» erinnern... (Bild: Nicolas Aebi)

Der Zürcher Stadtkreis 4 – ein Sündenpfuhl und ein Ort der Rebellion? Oder ist das einstige Arbeiterquartier vielmehr ein Schmelztiegel der Kulturen, ein Nachtschwärmer- und Party-Paradies – oder gar eine Lebensschule?

Der Fotograf Nicolas Aebi und der Journalist Christoph Soltmannowski sind in einem Pop-Up-Studio im Zürcher «Chreis Cheib» eingemietet. Die Auftragsbücher waren gut gefüllt, bis plötzlich Corona kam. Da hatten die beiden Kreativen auf einmal plötzlich viel freie Zeit. Und genauso erging es den Beizern, dem Tätowierer neben ihrem Studio, dem Türsteher beim Club, dem Promi-Coiffeur, den Menschen in der Kontaktbar, den Ladenbesitzern und sogar der Pornoprinzessin.

Was jetzt? Irgendwie kamen die Nachbarn beim Warten auf bessere Zeiten miteinander ins Gespräch. Und so hat ein Wort das andere ergeben, bis Nicolas eines Tages auf die Idee kam, er könnte diese Unterhaltungen doch mit seiner Kamera aufnehmen. Der Journalist Christoph liess sich eine Fülle an vielschichtigen Fragen einfallen.

«Zu Beginn war es noch ohne Plan. Wir haben die Leute einfach über ihr Leben im Quartier reden lassen», erklärt  Nicolas Aebi dem Klein Report, wie aus dieser «Flucht nach vorne» in der arbeitslosen Zeit plötzlich 59 Interviews entstanden sind.

Es war eine Unmenge Material, das der Cutter Sven Prausner schliesslich auf 109 Minuten für einen abendfüllenden Dokumentarfilm «zusammenkürzen» musste.

Die Story funktioniert ohne Kommentarstimme. Alle Protagonisten finden ihre eigenen Worte zu ihrem Alltag und natürlich auch den Nächten in diesem Quartier rund um die Vergnügungsmeile der Langstrasse. Zeit für überraschende Erzählungen haben auch bekannte Quartierbewohnerinnen und -bewohner wie Schauspieler Joël Basman, die Models Dominique Rinderknecht und Tamy Glauser sowie Anwalt Valentin Landmann gefunden.

Sie alle sagen, warum sie ihren «Chreis Cheib» so lieben – und erzählen allerlei Erstaunliches, was sie an der als «Boulevard der Habenichtse» verschrienen Langstrasse und um sie herum erlebt haben: Wie Motörhead-Lemmy sie fotografierte, warum Musik-Legende Ray Charles einst in den Elektronikladen Pusterla kam, von Sprengstoff-Spaghetti in der Brauerstrasse, wie man hier einst «schnupfte wie Gott», vom altchinesischen Hodenbaden im Volkshaus – oder von der «Stunde der Idioten» frühmorgens zwischen drei und vier Uhr.

Der Film ist unabhängig und ohne jegliche Subventionen fertig geworden. Passend zu seinen Geschichten soll «Cheibe Zürcher» jetzt ab Juni im ehemaligen Erotik-Kino Roland an der Langstrasse sein Publikum finden.

Jeweils am Donnerstag und Freitag, 18:30 und 21:00 Uhr. Hier gibts Tickets sowie einen Trailer und weiteres Bonusmaterial.