Der Chef des grössten europäischen Internet-Anbieters T-Online, Rainer Beaujean, gibt sein Amt mit sofortiger Wirkung auf. Beaujean scheide «in gegenseitigem Einvernehmen» als Mitglied und Vorsitzender des Vorstandes aus, teilte das Unternehmen am Freitag in Bonn mit. Sein Amt übernimmt kommissarisch Finanzchef Jens Becker. Zu vermuten ist, dass der Abgang in inhaltlichem Zusammenhang steht mit der kompletten Eingliederung von T-Online in den Mutterkonzern Deutsche Telekom. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass der deutsche Bundesgerichtshof (BGH) Beschwerden von Aktionären gegen die Fusion abgewiesen hatte.
Die Entscheidung Beaujeans sei «nicht völlig überraschend», schreibt deshalb der Branchendienst Horizont. Seine Aussichten, nach der Reintegration von T-Online und der Zusammenlegung mit T-Com in der neuen Sparte Breitband/Festnetz einen gleichwertigen Führungsposten zu übernehmen, seien als «sehr gering» eingeschätzt worden. Seit Monaten spreche alles dafür, dass T-Com-Chef Walter Raizner der neue starke Mann der fusionierten Sparte sein wird. Auch der frühere T-Online-Chef Thomas Holtrop hatte sich 2004 zum Rücktritt entschlossen, als klar war, dass ihm der Chefposten in der Sparte Breitband/Festnetz verwehrt bleiben würde. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke bedauert den Entschluss Beaujeans: «Rainer Beaujean hat im Rahmen seiner Tätigkeit im T-Online-Vorstand den Erfolg des Unternehmens massgeblich mitgestaltet», so Ricke.
Der 37-Jährige war seit 1. Oktober 2004 Vorstandsvorsitzender von Europas grösstem Internet-Anbieter gewesen. Zuvor war er seit 1. Oktober 2000 im Vorstand des Unternehmens für den Bereich Finanzen verantwortlich. - Mehr dazu: Deutsche Telekom kann T-Online übernehmen
Freitag
02.06.2006