Ein Streit scheint sich zwischen den deutschen «Kreativagenturen» und den Organisatioren des Cannes Lions International Advertising Festivals anzubahnen: Die Verantwortlichen aus Cannes werfen den deutschen Agenturen «illegales und undemokratisches» Verhalten vor und beschlossen daher, im nächsten Jahr keine Juroren mehr aus Deutschland zu nominieren. Der Grund: Elf deutsche Kreativagenturen hatten sich auf eine Liste von Kreativwettbewerben geeinigt, an denen sie teilnehmen beziehungsweise nicht teilnehmen wollen. Das bedeutete: Die Agenturen planten kollektiv, kleineren Festivals, darunter den von den Cannes-Organisatoren ausgeschriebenen Eurobest Awards, fernzubleiben. Das stiess den Verantwortlichen in Cannes sauer auf und sie reagierten mit dem Ausschluss aus der Jury.
Nun liegt der Ball wieder bei den deutsche Kreativen, die mit einem offenen Brief an die Festivalleitung reagierten. In dem an Chairman Roger Hatchuel gerichteten Schreiben heisst es, dass Hatchuel seine Entscheidung aus rein kommerziellen Interessen getroffe habe, da beide Festivals im Besitz seiner Familie sind. Er würde damit nicht nur dem Ruf beider Wettbewerbe schaden, sondern auch das Ansehen sämtlicher Cannes-Sieger und Jury-Mitglieder der vergangenen Jahre in den Schmutz ziehen. Des weiteren appellieren die Agenturvertreter an Hatchuel, die Sperre deutscher Jury-Mitglieder aufzuheben, um dem öffentlichen Ansehen von Kreativwettbewerben nicht noch zusätzlich zu schaden. Unterzeichnet ist der Brief von Mathis Berg (Young & Rubicam), Kurt-Georg Diekert (TBWA), Carsten Heintzsch (Saatchi & Saatchi), Detmar Karpinski (KNSK), Paul Steentjes (DDB), Sebastian Turner (Scholz & Friends) und Jean-Rémy von Matt (Jung von Matt).
Dienstag
08.10.2002