Content:

Sonntag
28.05.2006

Die 59. Internationalen Filmfestspiele in Cannes sind mit einer Überraschung zu Ende gegangen. Der britische Regisseur Ken Loach erhielt für das Drama «The Wind That Shakes The Barley» die Goldene Palme. Der Historienfilm erzählt die Geschichte des irischen Bürgerkriegs. Der 69-jährige Loach («Raining Stones», «Sweet Sixteen») sagte, sein Film solle den Briten helfen, ihrer «imperialistischen Vergangenheit» ins Gesicht zu sehen. «Wenn wir wagen, die Wahrheit über die Vergangenheit zu sagen, werden wir vielleicht auch wagen, die Wahrheit über die Gegenwart zu sagen.»

Der Entscheid für die Goldene Palme sei in der neunköpfigen Jury einstimmig gefallen, sagte der Jury-Vorsitzende Wong Kar-Wai aus China. Die Jury habe ein «sehr vielfältiges, sehr gutes» Programm gesehen. Der Grosse Preis der Jury ging an den Franzosen Bruno Dumont für «Flandres». Dumont erzählt von den Auswirkungen eines nicht näher dargestellten Krieges auf die Männer, die sich an ihm beteiligen. Alejandro González Iñárritu aus Mexiko erhielt den Regiepreis für «Babel» mit Brad Pitt und Cate Blanchett. Die Auszeichnung für das beste Drehbuch nahm der Spanier Pedro Almodóvar für «Volver» entgegen.

Die Schauspielpreise des Wettbewerbs gingen nicht an einzelne Stars, sondern jeweils an Ensembles: Die «sechs sensationellen Frauen», so Wong Kar-Wai, aus Almodóvars «Volver» wurden als beste Darstellerinnen ausgezeichnet. Die vier französischen Darsteller aus dem Kriegsdrama «Indigènes» von Rachid Bouchareb freuten sich überschwänglich über den Darstellerpreis. Sie sangen die Hymne der nordafrikanischen Soldaten, die für Frankreich im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben, und ernteten Ovationen. Die Goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm ging an den Rumänen Corneliu Porumboiu («Was There or Was There Not»). Die Goldene Palme für den besten Kurzfilm nahm Bobbie Peers aus Norwegen für «Sniffer» entgegen.