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Donnerstag
28.02.2008

Die grösste Schweizer Kabelnetz-Firma Cablecom hat einen radikalen Strategiewechsel vollzogen und setzt neuerdings wieder auf analoges Fernsehen, nachdem das 1-Milliarden-Franken-Umsatz-Unternehmen jahrelang Analogsender abgeschaltet und damit zahlreiche Kunden verärgert hat. «Wir geben 100 Millionen Franken zusätzlich aus, um unser Netz aufzurüsten - damit schaffen wir Platz fürs digitale Angebot, ohne beim analogen Abstriche machen zu müssen», sagt Cablecom-Chef Rudolf Fischer in einem grossen Interview im Zürcher «Tages-Anzeiger» vom Donnerstag. «Wir haben nicht mehr vor, das analoge Angebot 2010 abzustellen», sagt er weiter. «Es bleibt so lange, wie es ein breites Bedürfnis ist. Oder bis es keine analogen TV-Geräte mehr gibt.» Ein Zurück von Digital zu Analog soll es allerdings nicht geben. «Wir benötigen auch Platz für die Weiterentwicklung des Digital-TV mit HDTV», winkt Fischer angesichts diesem Wunsch ab.

Fischer räumt in dem Interview zur Jahresbilanz 2007 unumwunden ein, dass der Ärger der Kunden in der jüngeren Vergangenheit unterschätzt worden sei. «Schliesslich mussten wir uns eingestehen, dass wir überproportional viele Kunden verlieren, wenn wir weitere Analogsender abschalten», gibt er zu. Zwar will er nur von «einigen Tausend» verlorenen Anschlüssen reden, aber der Strategiewechsel ist radikal. Weitere Fischer-Worte: «Heute sehen wir das analoge Fernsehen nicht mehr als Auslaufmodell, sondern als Wettbewerbsvorteil. In der Schweiz hat jeder Haushalt im Schnitt 2,3 TV-Geräte. Wo sonst bekommt man jetzt noch rund 40 Kanäle, im ganzen Haus, auf jedem Fernseher, ohne Zusatzgerät?»

Auch sonst scheint das Unternehmen neuerdings mit seiner Kundschaft wieder sorgfältiger umgehen zu wollen. So soll ein harsches Mahnwesen mit zahlungspflichtigen Erinnerungen schon bei der ersten Verspätung wieder geändert werden (Fischer: «Es ist nicht besonders kundenfreundlich, und es tut mir wirklich leid.»). Ebenfalls soll eine als ärgerlich empfundene Werbeflut im Umfang reduziert werden. Hingegen will Fischer bei den umstrittenen Haustürverkäufen bleiben, diese aber besser überwachen. «Wenn ein Kunde sich beschwert, kann das bis zu einer fristlosen Entlassung des Mitarbeiters führen», kündet Fischer an. - Siehe auch: Cablecom erstmals mit über einer Milliarde Franken Umsatz, Cablecom gibt mehr Lohn und strebt Gleichberechtigung an und Cablecom kippt U1 TV definitiv am Montag aus dem analogen Netz