Content:

Donnerstag
26.10.2006

Die Kabelnetzbetreiberin Cablecom plant trotz Kritik nach der Abschaltung analoger TV-Sender eine weitere Reduktion des herkömmlichen Programmangebots. Die Auswahl der betreffenden Sender richte sich primär nach der Einschaltquote, teilte der grösste Kabelnetzbetreiber der Schweiz am Donnerstag mit. Zuletzt hatte die Cablecom Anfang Oktober den englischen Sender BBC Prime und das spanische TVE aus dem analogen Programm genommen sowie den österreichischen Sender ORF 2 verschoben.

Der Entscheid stiess bei Kunden und Behörden auf zum Teil massive Kritik. Unter dem Titel «Wütend auf Cablecom» und durch zahlreiche Leserbriefe bezeugt, prügelte das Programmheft «TV Star» aus dem Jean Frey Verlag kräftig auf die Cabelcom ein. Auch der spanische Botschafter schaltete sich ein: Er richtete ein Schreiben an die Cablecom, wie eine Botschaftssprecherin sagte. Sie bestätigte eine Meldung der «Berner Zeitung» vom Donnerstag. Dies sei nicht ungewöhnlich, wenn fremdsprachige Sender betroffen seien, sagte Cablecom-Sprecher Stephan Howeg dazu.

Bereits früher abgeschaltet worden waren die Sender RTP, France 3, NDR und Italia 1. Die Cablecom bedaure, das analoge Angebot einschränken zu müssen, sagte Howeg. Aus Platzgründen bei den Frequenzen gehe es aber nicht anders. Die Frequenzen würden immer knapper, und ein analoger Sender belege so viel Platz wie 10 digitale. Im nächsten Jahr werden laut Howeg weitere Kapazitäten «freigeschaltet». Welche Sender betroffen sein werden, sei noch nicht bekannt. Der Reduktion sind allerdings Grenzen gesetzt: Laut dem Radio- und Fernsehgesetz müssen die SRG-Programme sowie die Lokal- und Regionalsender, die eine Konzession mit Leistungsauftrag haben, verbreitet werden.

Ausserdem kann der Bundesrat beziehungsweise das zuständige Departement Sender bestimmen, die aufgrund ihres Beitrags zur Bildung, kulturellen Entfaltung oder Meinungsbildung zu verbreiten sind. Voraussichtlich wird dies im Frühjahr geschehen, wenn die Verordnung zum Gesetz in Kraft tritt, wie Bernhard Bürki vom Bundesamt für Kommunikation sagte.

Neben den Abschaltungen stösst indes auch das digitale Angebot der Cablecom auf Kritik: Der Preisüberwacher und die Stiftung für Konsumentenschutz bemängeln den Preis des Angebots sowie die Tatsache, dass der Kunde beim Empfangsgerät des digitalen Fernsehens nicht auswählen kann. Dieser Kritik will die Cablecom mit Verbesserungen begegnen. Das Unternehmen sei dabei, eine Lösung zu erarbeiten, sagte Howeg. Der Inhalt werde noch nicht kommuniziert. Es gehe darum, den Schritt vom analogen zum digitalen Fernsehen zu erleichtern. Zusätzlich zur Grundgebühr von 21 Franken verlangt Cablecom für das digitale Basispaket inklusive Rekorder derzeit 25 Franken pro Monat. Die Cablecom erhält aber bald Konkurrenz von Seiten der Swisscom. Diese lanciert noch in diesem Jahr die Fernsehverbreitung über das Telefonkabel.