Die Übernahme durch den US-Konzern Liberty schlägt bei Cablecom bereits hart durch. Einen Tag nach dem Abgang von Konzernchef Bruno Claude kündigte der grösste Schweizer TV-Kabelnetzbetreiber den Abbau von 260 seiner 1750 Stellen bis Ende 2006 an. 80 Angestellte würden bereits bis Ende Dezember dieses Jahres die Kündigung erhalten, teilte Cablecom am Dienstag mit. Der grösste Teil solle durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen abgebaut werden, sagte Cablecom-Sprecher Stephan Howeg am Dienstag. Die Streichung betreffe die Bereiche Netzwerkmanagement, Technologie, technische Unterstützung und das obere Management, wo 950 Mitarbeitende angestellt seien. Dort habe man nach der Übernahme durch Liberty «Synergiepotenzial» entdeckt. Allerdings würden nicht ganze Abteilungen geschlossen und an Liberty ausgelagert, sagte Howeg.
Wer seinen Job verliert, ist noch nicht bekannt. Die Betroffenen seien noch nicht informiert, sagte Howeg. «Wir haben die Bereiche definiert und ungefähr, welche Stellen es trifft.» Eine definitive Entscheidung falle nach den in den nächsten zwei Wochen anstehenden Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern. Cablecom habe ein Betreuungszentrum, eine Jobbörse und einen Sozialplan für die Betroffenen eingerichtet. Die Abbaupläne stiessen auf scharfe Kritik der Gewerkschaft Kommunikation, die nicht eingeweiht worden sei. Es handle sich um einen klaren Verstoss gegen das Gesetz, das eine Frist für Gegenvorschläge vorsehe, sagte Gewerkschaftspräsident Christian Levrat. Er forderte die Aufnahme von Verhandlungen über einen Sozialplan. Heute halte eine Reihe von Unternehmen, darunter Cablecom, jedes Angebot an die Angestellten für einen Sozialplan, sagte Levrat.
Cablecom begründete den Arbeitsplatzabbau mit dem Druck, sich an den scharfen Wettbewerb in der Telekommunikationsbranche anpassen zu müssen. Cablecom sei stark gewachsen und habe seit 2003 400 neue Stellen geschaffen. Der Stellenabbau sei bereits vor zwei Monaten eingeleitet worden - noch bevor der Entscheid über einen Börsengang oder einen Verkauf von Cablecom gefallen sei, hiess es. In einzelnen Bereichen würden auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Derzeit seien über 30 Stellen offen. Es bestehe die Möglichkeit, dass die vom Abbau Betroffenen auf diese Arbeitsplätze wechselten. Einige hätten auch die Chance, zur Europa-Organisation von Liberty zu gehen.
Dienstag
08.11.2005