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Sonntag
09.10.2005

Liberty Global, die neuen Besitzerin des Schweizer Kabelnetzbetreibers Cablecom, hat grosse Pläne: «Wir machen die Schweiz schneller», sagte der Liberty-Topmanager Gene Musselman in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». «Internet ist in der Schweiz langsam. Das werden wir ändern», kündigte Musselman an. Er schliesst nicht aus, dass mittelfristig mit einem Tempo von 100 Megabit pro Sekunde gesurft werden könne. Derzeit gingen die meisten Cablecom-Kunden noch mit einem Tempo von 600 Kilobit bis 1 Megabit online.

Grosse Pläne hegt Musselmann auch für das digitale Fernsehen, das Cablecom 1999 lanciert hatte. Der Marktanteil sei «noch nicht signifikant». Liberty wolle nun investieren, um das Netz weiter auszubauen und neue Services in die Schweiz zu bringen. Dieser Tage fänden die Budget-Verhandlungen mit der Cablecom statt. Mit diesen Ankündigungen reagierte Musselman auf Kritik, dass Liberty Unternehmen kaufe, um sie so rasch wie möglich wieder abzustossen: «Wir kaufen nicht, um ein Unternehmen zu melken und nach einigen Jahren wieder abzustossen. Wir kaufen, um langfristig zu investieren, neue Dienstleistungen einzuführen und zu wachsen.»

«Wir wollen auch in der Schweiz ein verantwortungsbewusster, verlässlicher Anbieter sein», sagte Musselman. Nicht zuletzt mit tiefen Preisen wolle er die Konkurrentin Swisscom «künftig viel stärker herausfordern». Musselman ist seit 2003 Präsident und operativer Chef (COO) von UPC Broadband, der grössten Division von Liberty Global. Er beaufsichtigt die europäischen Kabelnetztöchter. Liberty hatte die Cablecom für 2,8 Mrd. Franken gekauft. Der geplante Börsengang wurde in letzter Minute abgesagt. Siehe auch: Cablecom-Konzernchef Bruno Claude verteidigt Vorgehen bei Verkauf