Die Kabel-TV-Firma Cablecom hat den geplanten Abbau der analog angebotenen Fernsehsender und den Ausbau der Digitalsender damit begründet, dass sich statt eines analogen Senders etwa zehn digitale Programme verbreiten liessen. Doch diese Argumentation ist in der Branche nicht unwidersprochen geblieben, wie Recherchen des Klein Reports am Mittwoch ergeben haben. «Die Cablecom hat ein veraltetes technologisches Konzept», sagte Dieter Grams vom kleinen Kabelbetrieb Antesa (3000 Haushalte). Das Netz des Branchenriesen, an dem 1,5 Millionen Haushalte) angeschlossen sind, habe zumeist eine Kapazität von 606 MHz, wogegen die Antesa ein solches mit 862 MHz habe. «Darum können wir über 60 Analogsender sowie 100 digitale Programme zum Preis von 15 Franken im Monat anbieten, wogegen die Cablecom allein für ihre 40 Analogsender 21 Franken und für die digitalen Sender nochmals zusätzlich Geld verlangt», erläutert Grams.
Cablecom-Sprecher Stephan Howeg will diese Argumentation allerdings nicht akzeptieren. «Wir haben zum Beispiel in Basel auch ein Netz mit 874 MHz, und dort können wir tatsächlich mehr analoge Sender anbieten als anderswo», räumte er ein. Es sei aber nur eine Frage der Zeit, bis es überhaupt keine analoge Angebote mehr geben werde. Bereits ab dem Jahr 2010 müsse man vermehrt damit rechnen, dass die Fernsehprogramme nur noch digital übertragen würden. «Das haben nicht wir erfunden, sondern es sind die TV-Anstalten, die das vorantreiben, um HD-TV und Interaktivität zu ermöglichen», unterstrich er gegenüber dem Klein Report. Die Cablecom sei schlicht gezwungen, auf digital umzustellen.
Ein weiteres Argument von Cablecom-Kritiker Dieter Grams ist der finanzielle Aspekt: Die Cablecom will bekanntlich mit dem Segen des Preisüberwachers ab dem Jahr 2008 pro Monat und Haushalt 1.50 Franken mehr verlangen, gleichzeitig aber bis zu acht Analogsender weniger anbieten. «Damit kassiert die Cablecom 20 Millionen Franken mehr für ein schlechteres Angebot», ärgert er sich. Doch auch da hält Cablecom-Sprecher Stephan Howeg dagegen: «Es ist eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, aus dem bestehenden Geschäft neue Geschäftsfelder zu finanzieren», sagte er gegenübr dem Klein Report. Im europäischen Vergleich seien die Cablecom-Tarife immer noch günstig, und der Preisüberwacher habe die neuen Ansätze erst gutgeheissen, nachdem der Kabelnetzbetreiber volle Kostentransparenz hergestellt habe. - Siehe auch: Cablecom senkt Preise für digitales TV drastisch, Cablecom will weitere Analog-TV-Sender abschalten und Cablecom wegen Set-Top-Boxen kritisiert
Mittwoch
15.11.2006