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Samstag
26.11.2005

Der Direktor des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira hat die Veröffentlichung einer Geheimnotiz gefordert, die einen Vorschlag von US-Präsident George W. Bush enthalten soll, das Sender-Hauptquartier zu bombardieren. Wadah Khanfar sagte dem britischen Sender BBC Radio 4 am Samstag: «Wir fordern eine vernünftige Erklärung, und wir wüssten gern die Fakten. Wir haben um ein rasches Gespräch (mit Tony Blair) gebeten.» Dies sei eine Sache, die nicht nur die Al-Dschasira-Journalisten, sondern alle Journalisten in der Welt angehe. «Wir müssen wissen, ob dieses Gespräch so stattgefunden hat oder nicht und ob diese Geheimnotiz existiert oder nicht», sagte er laut einem Bericht der Nachrichtenagentur DPA.

In der vergangenen Woche hatte die Zeitung «Daily Mirror» über eine entsprechende Unterredung zwischen Bush und dem britischen Premier Blair berichtet, die vom Aussenamt protokolliert worden sei. Daraufhin hatte die britische Regierung unter Androhung eines Strafverfahrens die Veröffentlichung der Geheimnotiz verhindert. Nach Angaben des «Mirror», dem die Geheimnotiz vorliegen soll, hat Blair den US-Präsidenten von dem Vorhaben der Bombardierung des Senders abbringen können. Die Äusserung Bushs könnte aber auch scherzhaft gemeint gewesen sein, räumte das Blatt ein. Die US-Regierung bezeichnete die Berichte als «haarsträubend».

Al-Dschasira und die USA haben seit langem ein angespanntes Verhältnis. Washington wirft dem Sender vor, das Sprachrohr der Terrororganisation El-Kaida zu sein und Antiamerikanismus zu schüren. Al-Dschasira-Mitarbeiter wiederum sind davon überzeugt, dass die Bombentreffer ihrer Büros in Kabul und Bagdad in 2001 und 2003 keine Unfälle, sondern gezielte Angriffe gewesen seien.