Die US-Edelpresse und ausländische Zeitungen haben zumeist zähneknirschend den Wahlsieg George W. Bushs kommentiert, schreibt «Focus Online» am Donnerstag. «Eine neue Amtszeit gibt ihm die Chance, den Verbündeten zu zeigen, dass er bereit ist, ihre Ansichten zu Themen wie Klimawandel und Verbreitung von Atomwaffen zu berücksichtigen», kommentierte die eher den Demokraten zugeneigte «Washington Post» am Donnerstag. «Respekt für die Weltmeinung könnte Bush bei der Verfolgung seiner Ziele in Nahost und auch anderswo zugute kommen. Und es ist auch noch nicht zu spät dafür, die führenden Beamten, die die Genfer Konvention ausser Acht gelassen haben und so überhaupt erst den Misshandlungsskandal von Gefangenen im Irak herbeigeführt haben, zur Verantwortung zu ziehen.»
Die liberale «New York Times» stiess ins gleiche Horn: «Bush kann nun entweder in den nächsten Jahren so weitermachen wie bisher oder sein Augenmerk auf die Suche nach seinem Platz in den Geschichtsbüchern richten. Seine Rede am Mittwoch gab zumindest ein wenig Grund zu der Hoffnung, dass er diesen letzteren höheren Pfad verfolgen will.» Auch in der europäischen Presse ist der Sieg des Republikaners zumeist mit Stirnrunzeln aufgenommen worden: «Die Republikaner kontrollieren nun alle Macht», kommentierte die Pariser Tageszeitung «Libération». «Bisher beherrschte und prägte eine liberale Mehrheit, die sich nach der Depression um den damaligen Präsidenten Roosevelt gebildet hatte, dauerhaft die amerikanische Gesellschaft. Nun hat eine um Bush versammelte, neue reaktionäre Mehrheit, die sich als Reaktion auf einen Kriegszustand rechtfertigt, die Demokratie in Amerika in ihren Griff genommen. Der Rest der Welt mag dies bedauern, aber er wird sich dieser Realität anpassen müssen.»
Donnerstag
04.11.2004