Am Mittwoch durfte in Burma der Blogger und Komiker Zarganar das Gefängnis verlassen. Der Dissident gehört zu den mehreren Dutzend politischen Gefangenen, die im Zuge einer von Präsident Thein Sein angeordneten Amnestie aus der Haft entlassen wurden. Zarganar war 2008 zusammen mit dem Internetdissidenten Nay Phone Latt von Reporter ohne Grenzen mit dem Menschenrechtspreis in der Kategorie «Internetdissident» ausgezeichnet worden.
Zarganar wurde am 5. Juni 2008 wegen «Störung der öffentlichen Ordnung» festgenommen. Zuvor hatte er in seinem Blog über das schlechte Hilfsmanagement der Regierung nach dem Zyklon Nargis im Frühjahr 2008 berichtet und darüber auch mit ausländischen Medien gesprochen. Im darauffolgenden November verurteilte ihn ein Sondergerichtshof im Gefängnis von Insein, in der Nähe der Stadt Rangun im Süden des Landes, zu 45 Jahren Haft. Wenige Tage später erhöhten die Richter die Strafe auf 59 Jahre. Am 16. Februar 2009 reduzierte ein Gericht in Rangun die Haftdauer auf 35 Jahre.
Zarganar wurde am Mittwoch gegen 11 Uhr vormittags aus dem Gefängnis von Myitkyina im nördlichen Staat Kachin entlassen. Der 50-Jährige, dessen wirklicher Name Ko Thura lautet, muss gemäss Reporter ohne Grenzen dringend medizinisch behandelt werden: Er leide unter Gelbsucht und Bluthochdruck.
Reporter ohne Grenzen bewertet die Freilassungen in Burma als «erste, wichtige Geste». Gleichzeitig kritisierte die Organisation die andauernde Inhaftierung weiterer Blogger und Journalisten. So sitzen unter anderem 17 Videojournalisten des Exilrundfunksenders Democratic Voice of Burma sowie der Blogger Nay Phone Latt weiter in Haft. «Die Regierung muss alle politischen Häftlinge, einschliesslich der vielen Journalisten und Blogger, die zu Unrecht inhaftiert sind, freilassen. Alle Anklagepunkte gegen sie müssen fallen gelassen werden», so Reporter ohne Grenzen am Donnerstag. Blogger, Journalisten und Medienmitarbeiter müssten wieder frei und ungehindert in dem südostasiatischen Land arbeiten können. Das werde grundlegende Reformen erfordern, damit etwa Gesetze nicht länger missbräuchlich zur Zensur von Meinungsäusserungen angewendet werden könnten.