Christoph Blochers Versuch, die Publikation von Karikaturen während der Fernsehdebatte «Infrarouge» zum Ausländer- und zum Asylgesetz zu unterbinden, wirft in der Westschweiz hohe Wellen. Die Welschen sind sich einig: Blocher schoss ein Eigentor. «Blochers haben völlig überreagiert; das war ein Eigengoal», kommentierte Peter Rothenbühler, Chefredaktor von «Le Matin». Die Quittung dafür erhielten die Blochers nun, indem sie in den Medien mit Häme überschüttet würden, erklärte er auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Wie die meisten welschen Tagezeitungen hat das Boulevardblatt «Le Matin» den Zensurversuch von Christoph und Silvia Blocher am Mittwoch auf der ersten Seite gebracht.
Das Ehepaar hatte nach der Aufzeichung der Debatte versucht, die von Philippe Becquelin alias Mix & Remix live produzierten und eingeblendeten Zeichnungen aus der Sendung zu kippen. Das Westschweizer Fernsehen TSR ging darauf nicht ein und strahlte das Pendant zur Deutschschweizer «Arena» am Dienstagabend unzensuriert aus. «Ich war auch schon in der Sendung `Infrarouge` und wurde durch Mix & Remix verunglimpft», so Rothenbühler. Er werde jeweils als «Gossen-Journalist» dargestellt. Das sei aber normal, schliesslich seien es ja Karikaturen.
Die Reaktion der Blochers kann sich Rothenbühler nur damit erklären, dass sich die Deutschschweizer weniger an bissige Karikaturen gewöhnt sind als die Welschen. Die Welschen hätten aber nicht einfach mehr Humor. Auch sie hätten sich erst an Satire gewöhnen müssen. Vor etwa 30 Jahren habe sich etwa der verstorbene Bundesrat Georges-André Chevallaz gegen eine Karikatur gewehrt, die ihn mit einem Fischkopf zeigte.
Wie Christoph Blocher auf die gegen seinen Willen ausgestrahlten Karikaturen reagieren wird, blieb am Mittwoch offen. «Bundesrat Blocher überlegt sich eine Klage, aber es ist noch nichts entschieden», sagte Bundesratssprecher Oswald Sigg. Der Justizminister könnte etwa an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) gelangen oder sich beim Presserat beschweren. Es seien auch andere Möglichkeiten denkbar, sagte Livio Zanolari, der Sprecher des Justiz- und Polizeidepartements seinerseits. Sylvie Arsever, Vizepräsidentin des Presserats, sieht wenig Spielraum, das Fernsehen zu rügen. Blocher sei bereits früher in der Sendung aufgetreten und habe die Spielregeln gekannt. Das Fernsehen habe davon ausgehen können, dass er damit einverstanden sei. Eine Rüge wäre nur zu rechtfertigen, wenn die Karikaturen «wirklich beleidigend oder ehrverletzend» gewesen wären.
Mittwoch
13.09.2006