Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey äusserte sich kritisch über die Verdrängung der politischen Berichterstattung durch Lifestyle-Journalismus. In Luzern forderte sie am Freitag die Schweizer Verleger an ihrem Jahreskongress auf, die Politik nicht zu vernachlässigen. Die Schweiz als Willensnation mit verschiedenen Religionen und Sprachen, sei wegen ihrer Weltoffenheit zu einem wohlhabenden Land geworden. Und wenn man dies mit schafsdummen Plakaten gefährde, so müssten sich die politisch engagierten Kräfte des Landes aktiv dagegen wehren, forderte sie. Ausdrücklich wandte sie sich, ohne Namen zu nennen, gegen «politische Kräfte», die Angst vor Fremden und Fremdem schürten und ausnützten, mit den Schafs-Plakaten die Verständnislosigkeit anheizten und Rassismus förderten.
Für die Aussenministerin spielen die Medien eine wichtige Rolle für das Funktionieren der nationalen Institutionen. Es dürfe aber nicht sein, «dass die mediale Wirklichkeit, das Spiel und Schattenspiel von Auftritten, Ereignissen und Inszenierungen, die Entscheidungsmacht unserer Institutionen unterlaufe oder gar ersetze.» Calmy-Rey rief die Verleger dazu auf, an der politischen Berichterstattung festzuhalten. «Lasst auf euren Redaktionen Meinungen zum Ausdruck kommen - möglichst viele und unterschiedliche. Vermeidet den glatten Mainstream, der alles Kantige abrundet... Wir brauchen diesen Wettstreit der Meinungen.»
Freitag
21.09.2007