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Donnerstag
07.05.2015

TV / Radio

Widmer-Schlumpf-Erbschaftssteuer-Bundeskanzlei-Klein-Report_1

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat sich von einem Mitarbeiter der Bundeskanzlei zur bevorstehenden Erbschaftssteuerinitiative, über die am 14. Juni abgestimmt wird, befragen lassen - also inhouse Bundesrat sozusagen. Das Interview mit der Finanzministerin wurde vom ehemaligen «Tages-Anzeiger»-Journalisten René Lenzin geführt und steht seit dem 5. Mai auf dem Youtube-Kanal «Der Schweizerische Bundesrat», garniert mit einem Werbebanner, Format Rectangle.

Lenzin steigt gleich mit der Frage ein, weshalb Widmer-Schlumpf die Steuer ablehne. Frau Ministerin gibt gerne Auskunft. Der Zuschauer, bis am Mittwochnachmittag etwas über 200 Nasen, lauscht und wird durch einen Achsensprung etwas desorientiert. «Wir profitieren ja alle über die AHV davon», so Lenzin weiter... Frau Ministerin gibt wieder gerne Auskunft. Es folgen nochmals ein, zwei Fragen... Frau Ministerin gibt wieder gerne Auskunft. Am Ende des von Bundesrätin zu Mitarbeiter geführten Gespräches ein nettes «vielen Dank» von René Lenzin, «Danke auch» von der Frau Ministerin.

Auf dieses neue Genre des «Beamten-TVs», so der Klein Report, hat am Mittwoch Markus Brotschi im «Tages-Anzeiger» hingewiesen. Für den Journalisten ist «ungewöhnlich und neu», dass ein Mitglied der Landesregierung von einem Mitarbeiter der Bundesverwaltung vor der Kamera befragt wird. «Bisher begnügte sich die Bundeskanzlei damit, die Medienkonferenz des für die Vorlage zuständigen Bundesratsmitglieds live zu übertragen und die Aufnahme im Archiv online zur Ver­fügung zu stellen», stellt er fest.

Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» begründete Bundesratssprecher André Simonazzi das Interview mit der Informationspflicht des Bundesrats bei Abstimmungen. «Wie die Medien muss sich der Bundesrat den neuen Bedürfnissen anpassen, da er sonst die interessierte Öffentlichkeit nicht mehr erreicht.» Die Erbschaftssteuerinitiative stosse von den vier Abstimmungsvorlagen vom Juni auf das grösste öffentliche Interesse, weshalb die Bundeskanzlei dieses Thema in Interviewform aufgreife. Wie gesagt, am Mittwochnachmittag waren leicht mehr als 200 Nasen auf der Plattform. Diese «Reichweite» ist noch klar verbesserungsfähig.