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Dienstag
25.11.2008

Entgegen der Unkenrufe vom schlechten Kinojahr 2008 diagnostiziert das Bundesamt für Kultur (BAK) eine stabile Situation an den Kinokassen. Seit dem Beginn der statistischen Erhebungen des Schweizerischen Verbands für Kino und Filmverleih ProCinema im Jahr 1995 liegen die Eintrittszahlen konstant zwischen 15 und 16 Millionen pro Jahr. Die stetige Steigerung der Neustarts (von 351 im Jahr 2000 auf über 500 im aktuellen Kalenderjahr) bei konstant steigender Leinwandanzahl (500 im Jahr 2000 / 570 im Jahr 2008) und konstanter Besucherzahl erhöhe die Konkurrenz zwischen den Filmen, analysierte das BAK in einer Mitteilung vom Dienstag, in der das Bundesamt eine Bilanz des Kinojahres zog. Im Schnitt kommen wöchentlich neun neue Filme in die Kinos, die sich behaupten müssen und in Konkurrenz zu den bereits laufenden Filmen stehen. Es werde also zunehmend schwieriger, in der kurzen Dauer, in der die einzelnen Filme gezeigt werden, die Produktionskosten in den Kinos einzuspielen. Folge davon sei eine Verlagerung des Umsatzes hin zur Zweitauswertung über die DVD.

Ausser Konkurrenz scheinen amerikanische Erfolgsmodelle zu laufen, welche die Vormachtstellung im Box-Office unterstreichen: Animationsfilme wie die diesjährigen Filme «Kung-Fu Panda» oder «Wall-E» bestätigen den Trend der letzten vier Jahre, in denen immer ein Animationsfilm die Nummer 1 des Box-Office stellte (2005 «Madagascar», 2006 «Ice Age 2», 2007 «Ratatouille») oder zumindest unter den Top 5 zu finden war. Sequels wie «Indiana Jones 4» (2008), Komödien mit grossen Darstellernamen wie «Mama Mia» (2008), «Asterix bei den Olympischen Spielen» (2008), stehen in einer Erfolgslinie mit Filmen wie «Pirates of the Caribbean 3» und «Harry Potter 5» (2007). Neben den grossen Blockbustern behauptet sich aber auch das innovative amerikanische Independent-Kino, welches mit grossen Namen in der Regie sowie unter den Darstellern glänzt. Filme wie «Into the Wild» von Sean Penn oder «No Country for Old Men» von den Brüdern Coen finden auch in der Schweiz eine treue Anhängerschaft.

Die grosse Ausnahme unter den Top 5 stellt dieses Jahr die kleine französische Komödie «Bienvenue chez les Ch`tis» dar, die ohne Stars und grosse Medienkampagne über 660 000 Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kinos lockte, zum offensichtlichen Wohlgefallen des BAK. Gemeinsam mit dem aktuellen James-Bond-Film «Quantum of Solace» und dem französischen Blockbuster «Asterix bei den Olympischen Spielen» befindet sich «Bienvenue chez les Ch`tis» als einziger Film aus Europa unter den Top 10. - Mehr dazu: Mässiges Schweizer Filmjahr 2008, Boom in der Romandie