Nach dem herben Nein des Nationalrats zur Privatisierung der Swisscom glaubt der neue Swisscom-Verwaltungsratspräsident Anton Scherrer einen Weg gefunden zu haben, die Privatisierungsidee doch noch durchzubringen. Am ehesten sei die erwünschte unternehmerische Freiheit für den heutigen Bundesbetrieb über eine Sperrminorität des Bundes machbar. So liessen sich Ängste vor einer Übernahme durch ausländische Investoren beschwichtigen. Er erwarte nicht, dass der Ständerat noch auf die Privatisierungvorlage des Bundesrates eintrete, sagte Scherrer in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «Stocks» vom Freitag. Drei Hauptfragen seien nämlich noch offen: Das künftige Aktionariat, die Grundversorgung und die sicherheitspolitischen Aspekte.
Mit Hinweis auf die dänische Telekomgesellschaft TDC - die Mutter des Schweizer Telekomunternehmens Sunrise - hält Scherrer im übrigen Ängste vor einem Verkauf ins Ausland für begründet. TDC wurde kurz nach der Privatisierung an eine Private-Equity-Gesellschaft verkauft. Und die irische Eircom wechselte dreimal den Besitzer. Scherrer rechnet für die Swisscom mit einem wesentlichen Privatisierungsschritt im zweiten Anlauf. Langfristig wünsche sich das Unternehmen die vollständige Privatisierung. Die Politik entscheide aber über das Machbare.
Die Kommission für Verkehr- und Fernmeldewesen (KVF) des Ständerats berät die Privatisierungsvorlage am Samstag. Der Ständerat wird in der Sommersession Anfang Juni darüber diskutieren. Vergangene Woche hatte der Nationalrat die Vorlage abgelehnt. - Mehr dazu: Neuer Swisscom-Präsident fordert mehr unternehmerischen Freiraum
Freitag
19.05.2006