Die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik) beim Bundesamt für Polizei hat 2010 deutlich mehr Verdachtsmeldungen der Kategorie «harte Pornografie» erhalten. Rund 96 Prozent aller Meldungen aus der Bevölkerung betrafen kinderpornografische Seiten. Mit 1743 Meldungen hat die Kategorie «harte Pornografie» zahlenmässig erstmals seit Bestehen der Kobik im Jahr 2003 die Kategorie «Spam» überholt. Insgesamt sind 6200 Meldungen eingegangen. Dies entspricht einem Rückgang von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
«Der Anstieg der Meldungen betreffend Kinderpornografie steht teils in direktem Zusammenhang mit der steigenden Zahl an Web2.0-Anwendungen, die vermehrt auch für den schnellen und anonymen Austausch von kinderpornografischem Material genutzt werden», erklärte am Donnerstag die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität. Stark abgenommen hätten hingegen insbesondere Meldungen über Internetseiten, die Pornografie via Streaming-Technologie zur Verfügung stellen. Die Abnahme dürfte auch auf eine Abstumpfung oder auf eine gestiegene Toleranz der Internetbenutzer gegenüber solchen Angeboten zurückzuführen sein.
Erneut zugenommen haben 2010 die Meldungen bezüglich Betrugsdelikten. Die Anzahl der Meldungen in dieser Kategorie steigt seit 2006 kontinuierlich an. Besonders Kleinanzeige- und Auktionsseiten werden vermehrt für betrügerische Handlungen genutzt. Daneben finden jedoch auch altbekannte Betrugsmaschen wie zum Beispiel der Vorschussbetrug und seine diversen Varianten noch immer ihre Opfer. Insgesamt betrachtet hält sich die Anzahl der Meldungen aus der Bevölkerung zu den Bereichen der Internetkriminalität in den letzten Jahren auf stabil hohem Niveau.
Die Kobik konnte 2010 insgesamt 299 Verdachtsdossiers an die kantonalen Strafverfolgungsbehörden weiterleiten, davon 245 Dossiers aufgrund eigener Recherchen. Die Bearbeitung der Verdachtsmeldungen aus der Bevölkerung führte zu insgesamt 54 Verdachtsdossiers zuhanden der nationalen Strafverfolgungsbehörden. Zusätzlich meldete die Kobik 2010 insgesamt 231 Internetseiten den zuständigen Stellen im Ausland. Dabei handelte es sich fast ausschliesslich um Internetseiten mit kinderpornografischen Inhalten, die via Meldeformular bei der Kobik eingingen.
Die Auswertung der Rückmeldungen der kantonalen Polizeistellen und Justizbehörden belegt, dass die Verdachtsdossiers solide recherchiert waren. Rund 90 Prozent der weitergeleiteten Kobik-Dossiers lösten Hausdurchsuchungen durch kantonale Polizeibehörden aus, bei denen in den meisten Fällen belastendes Material sichergestellt wurde.