Die Ankündigung von «Südostschweiz»-Verleger Hanspeter Lebrument, das «Bündner Tagblatt» und die romanische Tageszeitung «La Quotidiana» zu verkaufen, damit Radio Grischa zu einer neuen Konzession kommt, löst im Kanton Graubünden politische Aktivitäten aus. Der Bündner BDP-Nationalrat Hansjörg Hassler hat am Mittwoch angekündigt, er werde in der Märzsession zu diesem Thema mit einem Vorstoss an den Bundesrat gelangen.
Für Hassler geht es nur vordergründig um die Konzessionsgesuche für Radio Grischa (Südostschweiz Medien) und Radio Südost (Roger Schawinski). Nach seiner Überzeugung steht die Vielfalt der Zeitungen in Graubünden auf dem Spiel: Er will den Bundesrat auffordern, die Kriterien für die Beurteilung der angeblich missbräuchlichen und marktbeherrschenden Stellung der Südostschweiz Medien klar zu definieren.
In seiner Medienmitteilung hält Hassler dezidiert fest: «Ich bin der festen Überzeugung, dass zwar die Südostschweiz Medien eine marktbeherrschende Stellung einnehmen. Aber die Region Südostschweiz hat gar nicht das Potenzial für mehrere grössere Verlagshäuser. Somit ist die marktbeherrschende Stellung von Natur aus gegeben. Aber diese marktbeherrschende Stellung wird nicht missbraucht.» Das ist für Hassler der entscheidende Punkt.
Ähnlich sieht dies die BDP Graubünden. Falls Lebrument «Bündner Tagblatt» und «La Quotidiana» verkaufe, verliere der Kanton Graubünden nicht nur zwei überregionale Zeitungen, «sondern auch einen Teil seiner Identität», zitierte die «Südostschweiz» am Mittwoch eine BDP-Mitteilung.
Hassler bringt sein Anliegen auf den Punkt: «Mit drei Tageszeitungen unter verschiedenen, voneinander unabhängigen Redaktionen, mit Radio und Fernsehen und mit vielen kleineren Verlagen sorgen die Südostschweiz Medien für eine grosse Medienvielfalt. Seit 14 Jahren hat Graubünden eine Angebots- und Meinungsvielfalt, wie sie nur noch wenige Kantone kennen.»
Ganz anders sieht dies natürlich der Zürcher Medienunternehmer Roger Schawinski. Ihm geht es nicht um die Bündner Zeitungen und schon gar nicht um den Erhalt des Rätoromanischen als Schriftsprache, sondern um eine Konzession für das von ihm lancierte Radio Südost. Dazu braucht er eine Untersuchung des Departements für Umwelt, Energie, Verkehr und Kommunikation (Uvek) und dazu braucht er den «Nachweis, dass Lebrument eine marktbeherrschende Stellung hat und sie missbraucht. Diesen Beweis werden wir erbringen», sagte er am Mittwoch gegenüber persoenlich.com und fügte hinzu: «Ich habe mein ganzes Leben gegen Monopole gekämpft. Das Monopol von Lebrument ist wahrscheinlich das hässlichste von allen.»
Merkwürdigerweise sehen dies die Betroffenen im Bündnerland anders. Sie verweisen darauf, dass Radio Grischa im Kampf um ein Konzessionsgesuch beim Bundesamt für Kommunikation (Bakom) qualitativ besser abgeschnitten hat als Radio Südost. Dies veranlasst Hansjörg Hassler zu der Feststellung: «Es wäre gebietsdiskriminierend, wenn die Südostschweiz nicht wie alle anderen Lokalradiogebiete die beste Konzession erhielte, sondern mit der zweitbesten vorlieb nehmen müsste.»
Mittwoch
13.01.2010