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Freitag
05.09.2008

Der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) hat am Freitag in einer Mitteilung angekündigt, Strafanzeige gegen die Buchhandelskette Ex Libris einzureichen. Grund für die Klage ist eine ganzseitige Anzeige in der Freitagsausgabe des «Tages-Anzeigers». Darauf ist Franz Hohlers neues Buch, «Am Ende eines ganz normalen Tages», als Taschenbuch abgebildet. Da das Werk jedoch noch gar nicht als Taschenbuch erschienen ist, handelt es sich nach Ansicht des SBVV bei diesem Inserat um eine «offensichtliche Kundentäuschung». Im Inserat wird das Buch von Hohler für 18.60 Franken abzüglich 30 Prozent Rabatt beworben, macht einen Endverkaufspreis von 13 Franken.

In einem Schreiben an die Verbandsmitglieder schreibt SBVV-Präsidentin Marianne Sax: «Im Laden kann einem Ex Libris - wir haben dies heute an verschiedenen Orten der Schweiz getestet - das angebliche Taschenbuch aber nicht verkaufen, sondern nur die Hardcover-Ausgabe für den Ex-Libris-Preis von 22.35 Franken.» Ex-Libris-Sprecher Roger Huber gibt am Freitag gegenüber dem Klein Report unumwunden zu, dass im Inserat ein falsches Bild sowie ein falscher Preis abgebildet sind. Das sei aber keine Absicht gewesen: «Da ist in der Grafikabteilung schlicht und einfach ein Fehler passiert.» Die angekündigte Strafanzeige sei absurd.

Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen SBVV und Ex Libris, einer Tochtergesellschaft der Migros, ist ein Konflikt um die Buchpreisbindung. Ende August entschied die Wirtschaftskommission des Nationalrats (WAK), auf einen Gesetzesentwurf zur Wiedereinführung der Buchpreisbindung einzutreten. Der SBVV hegt nun den Verdacht, dass Ex Libris mit seiner aggressiven Preispolitik dem Schweizer Buchhandel bewusst schaden will. In ihrem Brief schreibt Marianne Sax: «Das Ziel dieser Dumping-Kampagne kurz nach dem WAK-Entscheid ist klar: Wenn der Schweizer Buchhandel am Boden ist, braucht es kein Preisbindungsgesetz mehr.»

Roger Huber bestätigt, dass die aktuelle Ex-Libris-Aktion «30 Prozent Rabatt auf alle deutschsprachigen Bücher» in direktem Zusammenhang mit dem Entscheid der WAK steht: «Wir wollen damit zeigen, dass die Preisgestaltung auch im Buchhandel ein interessantes Instrument sein kann.» Der Vorwurf, Ex Libris wolle den Schweizer Buchhandel zu Boden zwingen, bringt Huber endgültig auf die Palme. «Diese Argumentation ist nur noch dämlich. Ich weiss nicht, wie ich darauf intelligent antworten soll.» - Mehr dazu: Nationalratskommission will Buchpreisbindung zurück und Ex Libris meldet starkes Wachstum fürs erste Halbjahr 2008