Der Buchtitel klingt viel versprechend: «Jesus wäscht weisser. Wie die Kirche das Marketing erfand.» Doch wer eine süffisante Abrechnung mit Ablass, Kitsch und Kommerz der katholischen Kirche erwartet, wird enttäuscht. Der italienische Medienphilosoph Bruno Ballardini präsentiert in seinem Buch eine krude Mischung aus ernsthafter Marketing-Wissenschaft - durchsetzt mit etlichen Fussnoten, schwer einschätzbaren, ironischen Anmerkungen über Religion sowie einem fragwürdigen philosophischen Überbau. Auf welche Leserschaft der Autor zielt, bleibt unklar. Marketing-Experten werden wohl ebenso ratlos bleiben wie Religionskritiker.
Unterhaltsam ist allenfalls das Kapitel über Propaganda, in dem Ballardini die Gottesbeweise der vergangenen Jahrhunderte auflistet und in je einen Werbeslogan verpackt. So wird Anselm von Canterburys (1033-1109) Gottesvergleich als «Das, über dem Grösseres nicht gedacht werden kann» zu «Think big. Gott!» Und Thomas von Aquins (1225-1274) Darlegung, Gott müsse als «Einheit» gedacht werden, packt Ballardini in «Gott. Es kann nur einen geben.» Das abstrakte Ergebnis des Philosophen lautet: «Kirche besteht aus ihren eigenen Konsumenten und bestimmt folglich selbst ihre eigenen Konsumbedürfnisse, die sie in Echtzeit befriedigt. Keine Marke hat es jemals soweit gebracht.» Was das in der Realität bedeutet, lässt der Autor im Dunkeln.
Das Buch: Bruno Ballardini, «Jesus wäscht weisser. Wie die Kirche das Marketing erfand», Tropen Verlag, Berlin 2005, 163 Seiten, Fr. 23.30.
Montag
19.09.2005