Content:

Freitag
19.03.2004

Der Brüsseler «Stern»-Korrespondent Hans-Martin Tillack ist am Freitag von der belgischen Polizei festgenommen worden. Wie ein Sprecher des Magazins in Hamburg bekannt gab, wurde auch das Büro des Journalisten durchsucht. Tillacks Rechtsanwalt sei der Zutritt zu dem Büro verweigert worden, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur afp vor Ort. Tillack sagte, er wisse nicht, was ihm vorgeworfen werde. Einer der ihn begleitenden Polizisten gab an, die Brüsseler Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen angeordnet. Auch dem «Stern» sei nicht bekannt, was Tillack vorgeworfen werde, sagte ein Sprecher. Dem Magazin sei es nicht möglich, Kontakt zu seinem Mitarbeiter aufzunehmen.

Der Korrespondent sei in der Vergangenheit aber «stark durch seine EU-kritische Berichterstattung in Erscheinung getreten». Unter anderem war nach Tillacks Recherchen vor rund zwei Jahren ein brisantes internes EU-Papier veröffentlicht worden, das schwere Missstände in der Brüsseler Politik und Verwaltung auflistete. Die EU-Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF hatte dem «Stern» damals vorgeworfen, Schmiergeld für den Erhalt der Dokumente bezahlt zu haben. Die in Brüssel erscheinende englischsprachige Zeitschrift «European Voice» hatte am Donnerstag berichtet, Tillack habe kürzlich Klage gegen OLAF eingereicht. Grund seien die Schmiergeld-Vorwürfe. Die Anti-Korruptionsbehörde war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, er wisse nichts von der Festnahme.