Seit Ende Juli kommentieren sportbegeisterte Nachwuchsjournalisten Wochenende für Wochenende Schweizer Fussball- und Eishockeyspiele live im Internet. Das Internet-Radioprojekt trägt nicht zufällig den Namen «Sportradio1». Man lehnt sich bewusst an jenes Sportradio an, das im Dezember 2003 von Adrian Fetscherin gegründet wurde und erst 2008 - mittlerweile im Besitz der Swisscom - seinen Dienst einstellte. Stefan Schuler, Gründer und Geschäftsführer von Sportradio1, erklärte am Dienstag gegenüber dem Klein Report, warum und mit welchem Erfolg er das Sportradio-Konzept neu belebt hat.
«Ich war ein grosser Fan von sportradio.ch und entsprechend enttäuscht, als die Swisscom als neue Besitzerin den Dienst 2008 einstellte», erklärte der 33-jährige Schuler dem Klein Report. Zumal lokale Radiostationen oftmals nur über die lokalen Teams berichten würden. Deshalb hätten sich sein Bruder Christian Schuler und er dazu entschlossen, ein eigenes Radio auf die Beine zu stellen. Ihr Internetradio richte sich an alle, die sich gerne Sportübertragungen anhören und nicht vor Ort sein können. Ein weiteres Zielpublikum seien Menschen mit Sehbehinderung. Daher versuche das Sportradio1-Team, «sachlich und nicht schreiend» zu kommentieren.
Aus suchtechnischen Gründen habe man während der Startphase den ursprünglichen Namen www.schweizersportradio.ch verworfen und sich den Namen www.sportradio1.ch zugelegt. «Seitdem werden wir im Internet besser gefunden, da `Sport` und `Radio` Begriffe sind, nach denen man eher sucht, wenn man ein Webradio aufspüren will», sagte Schuler.
Ein erstes Mal ans Mikrofon wagten sich die Brüder Mitte Juli anlässlich des Spiels YB - FCB, doch verlief die Übertragung noch alles andere als reibungslos. «Als eigentlichen Startschuss, bei dem wir dann auch mehr als 50 Hörer hatten, bezeichnen wir daher das Spiel YB - Servette vom 31. Juli», erklärte Stefan Schuler dem Klein Report. «Derzeit übertragen wir pro Fussballspieltag ein bis drei Schweizer Partien. Unser Ziel ist es, dass wir die Partien der Klubs FCZ, GC, YB und FCB abdecken können», sagte er. Livespiele von Westschweizer Klubs seien derzeit noch kein Thema, dafür können aber dank einer Zusammenarbeit mit dem deutschen Internetradio 90elf auch Bundesliga-Interessierte die Spiele ihrer Lieblingsklubs auf www.sportradio1.ch live mitverfolgen.
Doch auch die Eishockeyfans kommen bei Sportradio1 bereits auf ihre Kosten, werden einzelne Partien der National League A ebenfalls übertragen. Im Eishockeybereich will das Team längerfristig über die Partien der Zentralschweizer, der Zürcher und der Tessiner Vereine berichten. Schliesslich stehe man auch mit dem Schweizer Skiverband in Kontakt, um künftig die auf Schweizer Boden stattfindenden Weltcuprennen übertragen zu können. «Weitere Sportveranstaltungen wie Tennisturniere oder Formel-1-Rennen können bei uns per Live-Ticker verfolgt werden», erklärte Stefan Schuler.
Hinter dem Mikrofon sitzen derzeit die Brüder Stefan und Christian Schuler sowie dessen Frau Patricia Wunderlin. Man sei aber mit zwei weiteren Kommentatoren im Gespräch und vor allem im Eishockeybereich intensiv auf der Suche nach weiteren Kommentatoren. «Noch werden unsere Kommentatoren nicht bezahlt. Sobald es finanziell machbar ist, sollen sie aber entlöhnt werden», so Schuler. In der Zwischenzeit sei es für die Sportradio1-Reporter eine gute Gelegenheit, während der Live-Reportagen Erfahrungen zu sammeln, die für allfällige künftige berufliche Stationen im Medienbereich wertvoll sind.
Wertvoll scheint das Projekt auch für die Zuhörerschaft zu sein: «Je nach Affiche der übertragenen Partie haben wir zwischen 300 und 800 Zuhörer», so Stefan Schuler gegenüber dem Klein Report. Bei einzelnen Partien habe Sportradio1 aber die Tausender-Grenze geknackt. Schuler erläuterte dem Klein Report, wie sich Sportradio1 auf lange Frist finanzieren will: «Aus Werbung, auf unser Website gibt es diverse Live-Ticker, in deren Umfeld Interessierte mit einem Banner werben können», so Schuler. «Sportgeschäfte und ein paar kleinere, regional tätige Firmen werben bereits bei uns, doch müssen wir unsere Werbeeinnahmen noch steigern können», sagte er.
An diesem Wochenende sollen auf Sportradio1 unter anderem die Partien Rapperswil-Jona - Fribourg-Gottéron (Freitag, 19.45 Uhr), Augsburg - Werder Bremen (Freitag, 20.15 Uhr), YB - GC (Sonntag, 16.00 Uhr), Zürich - Basel (Sonntag, 16.00 Uhr), Hannover 96 - Bayern München (Sonntag, 17.30) sowie eine Bundesliga-Konferenzschaltung (Samstag, 15.30 Uhr) zu hören sein. Noch in Abklärung steht derweil, ob das Sportradio-Team am Samstag auch bei der Super-League-Partie Luzern - Xamax mit von der Partie sein wird.
Unklar ist, ob sich auch Adrian Fetscherin die Live-Übertragungen der neuen Sportradio-Generation anhört. «Wir stehen nicht in Kontakt mit Adrian Fetscherin und konnten ihn leider auch noch nicht persönlich kennen lernen», erklärte Stefan Schuler dem Klein Report.
