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Donnerstag
27.05.2004

Der britische Reporter Peter Hounam ist in der Nacht auf Donnerstag in Jerusalem verhaftet worden. Er hatte im Jahr 1986 das Interview mit dem Experten Mordechai Vanunu für die «Sunday Times» geführt, in dem er das israelische Atombombenprogramm enthüllt hatte. Augenzeugen zufolge wurde Peter Hounam von israelischen Polizisten zuerst zu seinem Hotel in Jerusalem gebracht. Dort sei sein Zimmer durchsucht worden. Anschliessend sei Hounam in einem Auto weggefahren worden. Eine Sprecherin der israelischen Regierung bestätigte die Festnahme, nannte unter Hinweis auf eine Informationssperre jedoch keine Einzelheiten. Der Zeitung «Jedioth Aharonoth» zufolge wurde Hounam wegen Verletzung von Sicherheitsbestimmungen festgenommen. «Er wurde von fünf Sicherheitsleuten in Zivil begleitet, als er sich losreissen und zu meinem Tisch eilen konnte», sagte Donatella Rovera von der Menschenrechtsorganisation amnesty international der Nachrichtenagentur Reuters. «Er war sehr aufgebracht. Er sagte mir, dass er verhaftet würde und dass ich es bekannt machen sollte.»

Am Donnerstagabend entliess die israelische Polizei Hounam im Zentrum von Jerusalem aus einem Gefängnis, wie Fernsehbilder zeigten. Der Journalist arbeitet zur Zeit für den britischen Sender BBC an einer Dokumentation über Vanunu. Nach britischen und israelischen Medienberichten soll der 60-Jährige versucht haben, Videobänder mit mehreren Stunden Gesprächsmaterial aus dem Land zu schmuggeln und damit die Militärzensur zu umgehen.

Vanunu selbst sprach von einer weiteren Etappe im Krieg des israelischen Geheimdienstes gegen ihn und seine Anhänger. Aus dem Exklusivinterview der «Sunday Times» über das israelische Nuklearzentrum Dimona hatten Experten den Schluss gezogen, dass Israel mit bis zu 400 atomaren Sprengköpfen über eines der grössten atomaren Waffenarsenale weltweit verfügte. Vanunu war unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen Verrates zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt und am 21. April dieses Jahres freigelassen worden. Israel hatte die Entlassung an strenge Auflagen geknüpft, weil es die Preisgabe weiterer Geheimnisse befürchtet. Vanunu wird überwacht, darf keinen Kontakt zu Ausländern aufnehmen und das Land ein Jahr lang nicht verlassen.