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Mittwoch
09.02.2005

Der britische Fernsehsender Channel Four bereitet eine Reality-Show vor, die die Auswirkungen umstrittener Verhörmethoden des US-Militärs im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba zeigen soll. Sieben Freiwillige würden sich dafür 48 Stunden lang in einem Londoner Lagerhaus unter anderem extremen Temperaturen, Schlafentzug und speziellen Befragungstechniken aussetzen, erklärte Channel Four. Die Techniken seien durch mittlerweile freigegebene Akten der US-Regierung bekannt und würden von Verhörspezialisten aus den USA angewandt. Die Freiwilligen würden vor der Teilnahme genauestens untersucht und während sowie nach der Aufzeichnung der Sendung intensiv medizinisch und psychologisch betreut.

Channel Four hatte bereits die bekannte Reality-Show «Big Brother» erfunden. Die Sendung könne ein sinnvoller Weg sein, um zu zeigen, welch verhängnisvolle Folgen selbst anscheinend harmlose Massnahmen wie Schlafentzug haben könnten, sagte der Londoner Chef der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch, Steve Crawshaw. «Die US-Regierung fasst den Begriff Folter sehr eng und vermeidet dabei die übliche Definition, die auch eine grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung von Menschen dazu zählt.»

Die Show werde nach seiner Einschätzung zeigen, dass eine derartige Behandlung schon dann ernste Schäden hinterlassen könne, wenn sie in nur geringem Umfang auf einen Menschen angewandt werde. Die Sendung soll Mitte März als eine Folge einer vierteiligen Serie über Folter ausgestrahlt werden. Der öffentlich-rechtliche Sender Channel Four hat sich einen Namen damit gemacht, mit seinem Sendungen häufig an die Grenzen des guten Geschmacks zu gehen. Erst vergangene Woche kritisierte die russische Regierung den Sender, weil er ein Interview mit dem tschetschenischen Rebellenchef ausstrahlte, der die tödliche Geiselnahme in einer Schule von Beslan geplant hatte.