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Sonntag
17.04.2005

Kleinmütig hat die ansonsten renommierte US-Tageszeitung «Boston Globe» am Freitag einräumen müssen, einen am Mittwoch publizierten Bericht über die Abschlachtung von Robben vor Neufundland erstunken und erlogen zu haben. In dem Bericht hatte eine freie Mitarbeiterin detailliert beschrieben, wie die Jagd am Dienstag begonnen und sich das Wasser blutrot gefärbt habe, als Hunderte von Jungtieren erlegt worden seien. Tatsächlich war der Beginn der Jagd aber wegen schlechten Wetters auf Freitag verschoben worden, berichte die Nachrichtenagentur SDA.

Nach Erscheinen des Berichts hatte sich Kanadas Regierung bei der zur «New York Times» gehörenden Zeitung beschwert. Die Redaktion erklärte am Freitag, die Geschichte hätte nicht veröffentlicht werden dürfen. Die Mitarbeiterin habe klar die journalistischen Standards des «Boston Globe» verletzt. Zwar sei bekannt gewesen, dass die Mitarbeiterin nicht vor Ort gewesen sei, erklärte ein Redaktor der Zeitung, sie habe aber am Telefon erklärt, dass sie sich rückversichert habe.

Die kanadische Regierung hatte nach Erscheinen des Berichts die Zeitung zur Richtigstellung aufgefordert. Bei der Jagd werden jährlich Hunderttausende Robbenbabys erschlagen oder erschossen. Die Regierung hat die Tötung als notwendig bezeichnet, um die Zahl der Tiere, deren Pelze sehr beliebt sind, niedrig zu halten. Bereits in der Vergangenheit waren US-Medien durch Fälschungen oder unsaubere Berichterstattung in die Schlagzeilen geraten, darunter die «New York Times», die «Washington Post», «USA Today», CBS News, NBC News und CNN.