Die Bolloré-Gruppe, die in Frankreich unter anderem die auf digitales TV setzende Senderkette Direct 8 unterhält, will sich mit 20 Mio. Euro beim notorisch klammen linksliberalen Blatt «Libération» beteiligen. Das berichtet die französische Tageszeitung «Le Figaro» am Freitag. «Libération»-Chef Serge July habe bereits vor zwei Jahren die Bank Lazard beauftragt, nach geeigneten Investoren zu suchen, die das Blatt über mehrere Jahre in seiner Entwicklung unterstützen könnten. Bolloré soll im Gegenzug ein Aktienpaket von 30% der «Libération»-Herausgebergesellschaft erhalten. Laut Recherchen der Pariser Zeitung müsse jedoch die dem Personal gehörende Société Civile des Personnels de Libération (SCPL) ihre Zustimmung zu jedem neuen Aktionär geben.
Wie «Le Figaro» weiter schreibt, scheint die SCPL von der Bolloré-Gruppe nicht gerade begeistert zu sein, auch stufte sie den Anteil von 20 Mio. Euro als zu gering ein. Sollte die Gruppe in den Aktionärskreis treten, müsste SCPL ihren Anteil von jetzt 36,4 auf 19% reduzieren, da der Investitionsfond 3i und Pathé je 11% des Aktienkapitals besässen. «Libération»-Patron July habe im Juli mit Vincent Bolloré zu verhandeln begonnen.
Die finanzielle Situation der Zeitung bleibe fragil, obschon Sparpläne der Geschäftsführung zu wirken begännen. So habe «Libération» immerhin seinen Jahresverlust von 2,1 Mio. Euro im Jahre 2002 im vergangenen Jahr auf 0,5 Mio. Euro verringern können, doch werde das Blatt von Pendlerzeitungen und einer Morgenausgabe von «Le Monde» bedroht.
Mit seinem Eintritt bei «Libération» würde die Bolloré-Gruppe ihre Investitionsstrategie unterstreichen, wonach sie laut «Figaro» plant, im Mediensektor zwischen 450 und 500 Mio. Euro zu platzieren. Mit «Libération», so mutmasst die Zeitung, bekäme Vincent Bolloré eine Marke und eine Redaktion, die fähig wäre, Content für seine Senderkette zu liefern.
Freitag
05.11.2004