Andere Staatsmänner und Bundeskanzlerinnen verfügen bereits über eigene Radio- und TV-Sendungen, nun folgt auch Bundesrat Christoph Blocher dem Ruf nach der Flimmerkiste. Ab sofort wird während eines Jahres jeden Samstag ein Interview mit ihm auf drei verschiedenen Internetseiten zu sehen sein, meldet der neu erschienene «Sonntag» der Mittelland-Zeitungs-Verlagsgruppe. Hinter dem Projekt steht der Schaffhauser Verleger und Herausgeber des Buchs «Das Blocher-Prinzip», Norbert Neininger: «Ich bin überzeugt, dass die Bevölkerung an Blochers Meinung interessiert ist», sagte er im Gespräch mit der Zeitung «Sonntag». Moderator der 15-minütigen Interview-Sendung mit dem Justizminister ist Matthias Ackeret, der auch das «Blocher-Prinzip»-Buch verfasst hat. Im ersten Interview, das mit Blocher zu Hause in dessen Herrliberger Villa aufgezeichnet wurde, äussert sich Blocher zum Fall Roschacher.
Christoph Blocher stand auch der neuen Sonntagszeitung aus dem Aargau Red und Antwort. Auf die Frage von «Sonntag»-Chefredaktor Patrik Müller, ob dieses «Blocher-TV» nun sein müsse, meinte der Magistrat: «Es ist nicht gerade Fernsehen, aber es geht um die Verbindung zu den Leuten. Ich lege grossen Wert darauf, mit der Bevölkerung zu reden. Als mich Herr Neininger ... anfragte, sagte ich spontan zu.» Im ersten Gespräch äussert sich Blocher zum Fall Roschacher: «Ein Komplott gegen den Bundesanwalt soll ich geschmiedet haben - das wäre ja ein gravierendes Delikt! Erst streuten die Zeitungen Gerüchte, dann äusserte sich der bundesrätliche Sprecher so, dass man den Eindruck erhielt, ich werde mich gar nicht mehr als Bundesrat halten können. Und zuletzt spricht noch die Sprecherin der Geschäftsprüfungskommission von `brisanten Unterlagen`, die man erst in einigen Monaten werde vorlegen können», gab der Justizminister zu Protokoll, ohne jeglichen Widerspruch des Journalisten.
Der Fall habe auch sein Gutes, meinte Christoph Blocher im «Sonntag»-Interview: «Er zeigt, dass vieles nicht klappt in unserem Staat, etwa bei der Aufsicht über die Bundesanwaltschaft, bei der möglichen Instrumentalisierung von parlamentarischen Kommissionen (und Journalisten? fragt sich der Klein Report) und bei der Frage der Gewaltenteilung.» Die Frage, ob er als Bundesrat wieder gewählt werde, beantwortete er mit Ja. Die Parteien müssen sich im Klaren sein: «Wenn sie mich abwählen, wählen sie die SVP aus dem Bundesrat.» Die Gegner hätten fast nur ein Wahlprogramm: Blocher raus, so der Justizminister im Interview. «Sie wollen die SVP-Politik, unser Gedankengut - nicht eigentlich meine Person - verdrängen. Also reagiert die Partei.»
Christoph Blocher bestätigte auch die Mitarbeit von Peter Keller, SVP-Landrat aus Nidwalden, bei seinen Reden. Er habe ein Teilpensum bei ihm. «Er ist Historiker, im Gesellschafts- und Bildungsbereich macht er mir Entwürfe für Reden. Dafür habe ich verschiedene Leute, je nach Gebiet. Das mit dem Einflüsterer und der Rolle der schweizerischen Partei ist Wunschdenken», erklärte Bundesrat Blocher zum Abschluss des Interviews.
Sonntag
16.09.2007